In keiner NBA-Saison fehlt eine Phase, in der die Los Angeles Clippers wie ein Anwärter auf den Titel aussehen. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sie diese Form erst so spät in der Spielzeit zeigen. Mit Ty Lue wegen Rückenproblemen außer Gefecht und Brian Shaw als Ersatz lieferten sie gegen Memphis (erneut ohne Ja Morant) ein weiteres Ausrufezeichen, indem sie in der zweiten Halbzeit dominierten. Das ist der fünfte Sieg in Folge für LA.
Der Wirbelwind der Grizzlies
Der Start lief nicht im Sinne der Hausherren. Die Clippers trafen auf Memphiss Aggressivität und Tempo, kamen kaum in die Zone und nahmen neun ihrer ersten elf Würfe von jenseits der Dreierlinie. Diese langen Rebounds und Ballverluste erlaubten es den Grizzlies, das Tempo für fast die gesamte erste Hälfte zu bestimmen: 21 Punkte durch Turnover und hochgerechnet 103 Ballbesitze pro 48 Minuten.
Taylor Jenkins rotierte seine Big Men fleißig, um Ivica Zubac aus der Zone zu locken. Jaren Jackson Jr. ging mit 14 Punkten in die Kabine, Santi Aldama steuerte 11 bei und die Grizzlies lagen mit acht Punkten vorne.
James ‘the system’ Harden
Nachdem er sich in der ersten Halbzeit zurückgehalten und viel Ballvortrag Kawhi Leonard, Khris Dunn und Bogdan Bogdanovic überlassen hatte, gehörte das dritte Viertel ganz dem Bart. James Harden übernahm das Kommando, senkte die Turnover-Quote und zeigte eine Scoring-Klinik. Er sorgte sogar für ein Déjà-vu seines legendären Stepbacks von vor einigen Jahren gegen dieselben Clippers (die Zeit vergeht), auch wenn er den Wurf dieses Mal verfehlte.
Harden came so close to shutting the internet down omg 😭 pic.twitter.com/t6Tow94nZv
— Kuru 🦅 (@KuruBwa) March 22, 2025
Der Point Guard lieferte (12 Punkte bei 3-von-6 aus dem Feld und 5-von-5 von der Linie) und profitierte von der besten Defensivphase der Clippers, die Memphis bei 6-von-21 hielten und Fastbreak-Punkte unterbanden. Mit einem +20 im dritten Viertel übernahmen die Hausherren das Ruder und führten mit 14 Zählern.
Locker durch das letzte Viertel
Obwohl die Grizzlies noch ein paar kleinere Läufe starteten, behielten die Clippers im vierten Viertel klar die Oberhand. Leonard, Zubac und Bogdanovic kamen endlich in Fahrt. Ben Simmons, weiter allergisch gegen den Korb, überzeugte mit Pässen und Verteidigung. Sogar Nicolas Batum, der in seiner defensiven Rolle oft unterschätzt wird, hatte seine Momente.
Ihre starke Dreierquote aus dem Spiel gegen Cleveland am Donnerstag setzten die Clippers fort und versenkten 17 von 34 von draußen. Die Grizzlies, deutlich eingeschränkt ohne Ja Morant, hatten mit ihrer Offensive zu kämpfen und stehen nun bei 15–13 ohne ihn.
Standout players
James Harden
Er war der Mann des Abends, besonders im dritten Viertel. Er entschied die Partie so früh, dass er im Schlussabschnitt fast nur noch Doppelteams auf sich zog und seine Mitspieler bediente. Die Clippers, die seit dem Abgang von Chris Paul nach einem Point Guard suchten, finden jetzt ihren Rhythmus mit dem Bart. Solange er fit bleibt, sieht es in der Intuit Dome-Arena bestens aus.
Players 35+ years old in NBA history with 1,500 PTS, 500 AST, 200 3s in a single season:
James Harden (this season)
End of list.pic.twitter.com/Zomv9AQe96
— Underdog NBA (@UnderdogNBA) March 22, 2025
Kawhi Leonard
Gerade erst von seinem besten Spiel seit seiner Rückkehr kommend, zeigte Leonard erneut seine Qualitäten auf beiden Seiten des Feldes. Das Team verlässt sich immer stärker auf sein Eins-gegen-Eins und Pick-and-Roll, und sein defensiver Einfluss nimmt spürbar zu – auch wenn er nicht mehr ganz das Monster aus den frühen 2010ern ist. Die größte Frage bleibt, wie man seine Einsatzzeiten plant. Doch selten hatte er so eine ausgeglichene Rotation (auch wenn er meist tiefe Kader gewohnt ist), vor allem dank Zubacs wachsender Rolle und solider Mitspieler.
Jaren Jackson Jr.
Er bereitete den Clippers in der ersten Halbzeit große Probleme, vor allem in der Defensive, wo er einen heißen Zubac einbremste. Offensiv verzeichnete er viele Fehlwürfe bei hohem Volumen – vermutlich, um den kroatischen Center weg vom Korb zu ziehen. Am Ende brach er aber mit dem restlichen Memphis-Team ein.
Key stats
Ball besser sichern: Die Clippers reduzierten ihre Ballverluste von acht in der ersten Halbzeit – was Memphis 21 Punkte einbrachte – auf nur fünf im zweiten Durchgang. Dazu kam eine verbesserte Transition-Defense, zudem wirkte Memphis müde.
Viele Dreier, starke Quote: Beide Teams suchten kaum den Weg in die Zone (zusammen nur 88 Punkte dort), trafen aber jeweils mehr als 15 Distanzwürfe. Am Ende stand es 19–17 Dreiern für die Grizzlies, die vom Perimeter lebten, selbst wenn sie Platz für Fastbreaks hatten.
Das Tempo entscheidet: Während Memphis das Spiel schnell machen wollte, starteten die Clippers eher gemächlich. Ironischerweise übernahmen sie letztlich völlig, als sie selbst ein wenig anzogen. Am Ende waren es 99 Ballbesitze insgesamt, genau der 19.-schnellste Wert ligaweit – etwas über der üblichen Geschwindigkeit der Grizzlies.
(Cover photo by Matthew Hinton-Imagn Images)