Die Houston Rockets feiern den 30. Jahrestag ihres Titels von 1995 und erleben dabei ihre vielversprechendste Saison seit James Hardens Abgang. In einer eindrucksvollen Demonstration defensiver Härte und starkem Auftritt in der Crunchtime bezwang das Team aus Texas eines der Topteams der Eastern Conference, die Milwaukee Bucks, mit 100:97.
Zwei Spiele in einem
Im Toyota Center sahen die Fans zwei sehr unterschiedliche Halbzeiten. In der ersten bestimmte die Offensive das Geschehen, angeheizt durch Würfe von draußen und Schnellangriffe nach Ballverlusten des Gegners. Nach der Pause wurde das Tempo zäh, beide Teams zeigten ihre defensive Klasse. Genau in dieser Phase machte Houstons Jugend und Hunger den Unterschied gegen eine etwas eingerostete Bucks-Truppe, die sich jedoch hartnäckig wehrte.
Green und Sengün schultern die Last
Die Houston Rockets starteten selbstbewusst ins Spiel, angeführt von heißen Dreiern und ausgeglichener Punkteverteilung unter den Startern. Jabari Smith Jr. kam als Sixth Man von der Bank, um den Angriff im Fluss zu halten.
Alperen Sengün (23 Punkte und 11 Rebounds) und Jalen Green (25 Punkte) blieben in der Offensive aggressiv, während Amen Thompson (9 Punkte, 9 Rebounds, 6 Assists, 2 Blocks) weniger Scoring suchte und stattdessen als Allround-Schweizer Taschenmesser den Bucks in beiden Spielfeldhälften zusetzte.
Wie gewohnt legten Giannis Antetokounmpo (27 Punkte und 10 Rebounds) und Damian Lillard (22 Punkte) in der ersten Hälfte los, unterstützt von einem entschlossenen Kyle Kuzma, der bis zur Halbzeit alles gab, danach aber nicht mehr punkten konnte. A.J. Green brachte Houston von der Bank kommend mit seiner Trefferquote von draußen immer wieder in Bedrängnis.
Diese Hin-und-her-Phase prägte die erste Halbzeit. Keiner der beiden Kontrahenten konnte das Tempo durchgehend diktieren, obwohl die Rockets über weite Strecken in Führung blieben.
Wenn es darauf ankam: Defense und nochmals Defense
Nach der Pause gestatteten die Houston Rockets den Bucks nur 38 Punkte in der zweiten Hälfte — bei 59 in der ersten — und nur 12 im letzten Viertel. Texas hatte in den vergangenen Wochen kleinere defensive Aussetzer, teils verletzungsbedingt, weiß aber genau, wann man anziehen muss. Gegen Milwaukee, zusätzlich beflügelt durch die Rückkehr von Jabari Smith Jr., zeigten sie ab der Halbzeitpause ein wahres Defensiv-Spektakel.
Sie erlaubten den Bucks nur 29,7 % Trefferquote aus dem Feld und provozierten zehn Ballverluste in dieser zweiten Spielhälfte. Tatsächlich blieb Milwaukee im letzten Viertel ganze sechs Minuten ohne Punkt, bis Lillard mit einem Wurfversuch gefoult wurde und von der Freiwurflinie endlich wieder Zähler einstreute.
Durch diese offensive Flaute der Bucks konnten die Rockets etwas durchatmen, denn auch ihr eigener Angriff lief nicht flüssig. Die starke Bucks-Defense erschwerte den Rhythmus, und nur Sengün und Thompson fanden in Ime Udokas Offense die richtigen Lösungen. Houstons 15 Ballverluste führten zu 24 Punkten für Milwaukee und hielten die Gäste in den letzten Momenten im Toyota Center gefährlich nah dran.
Brook Lopez in der Kritik
Die NBA ist nicht frei von vorschnellen Schuldzuweisungen und dem schnellen Blick auf das Allerletzte, was im Spiel passiert ist. Obwohl sich eventuell mangelnder Offensivfluss oder schwache Dreierquote als Gründe für die Bucks-Niederlage anführen lassen, wurde in Wisconsin kurzerhand alles auf die letzten 30 Sekunden reduziert.
Genauer gesagt auf einen tiefen Dreier von Brook Lopez aus gut neun Metern Entfernung, 26 Sekunden vor Schluss, der das Spiel bei Treffer ausgeglichen hätte. Der Center bekam den Ball nach einem Double-Team gegen Damian Lillard und zog ab, obwohl ihm die Wurfuhr noch viel Zeit gelassen hätte.
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War der Wurf überstürzt? Vielleicht. Aber Lopez hatte wohl nicht mit der massiven Kritik gerechnet, die ihm entgegenprallte. Sie kam nicht nur von Fans in den sozialen Medien, sondern auch von seinem eigenen Coach Doc Rivers, der kein Problem damit hat, seine Spieler öffentlich zu rügen.
„Brook wich zu weit nach hinten hinter die Dreierlinie aus. Wir haben ihn gewarnt. Wir wussten, dass Giannis in die Zone schneiden kann und so entweder einen schnellen Dunk kriegt oder Brook den Dreier nimmt. Aber Brook stand zu weit draußen. Er hätte diesen Wurf nicht nehmen sollen“, sagte der Bucks-Coach laut Reporter Eric Nehm.
Lopez selbst sah es nicht als Fehlversuch: „Dame (Lillard) zieht viel Aufmerksamkeit auf sich. Er hat den Ball zu mir rausgepasst, und ich fand diesen Wurf sehr gut. Ich fühlte mich richtig wohl. Klar war er weiter draußen, aber in dem Moment hatte ich ein gutes Gefühl.“
Die Rockets vergaben den nächsten Angriff wegen eines kuriosen Ballverlusts von Sengün. Lillard hatte erneut die Chance zum Ausgleich mit einem verzweifelten Dreier, doch er verfehlte. Spiel vorbei, und damit riss Milwaukees Siegesserie von vier Partien.
Schlüsselakteure
Hier die wichtigsten Protagonisten der Begegnung.
Giannis Antetokounmpo
Der Grieche trug das Team und war als Einziger über die gesamte Dauer konstant. Er führte die Bucks bei Punkten (27), Rebounds (10) und Assists (6) an. Im letzten Viertel wurde er eng verteidigt, hielt sein Team aber mit einem kompromisslosen Drive-and-Dunk in den Schlusssekunden auf Tuchfühlung und sorgte defensiv für Präsenz.
Alperen Sengün
Sein unnötiger Pass über die Schulter beim Schnellangriff kurz vor Schluss hätte Houston fast das Spiel gekostet. Trotzdem hätte das Team ohne die Leistung des türkischen Centers wohl nicht gewonnen. Er war stark beim Rebound, macht in der Defense Fortschritte (so gut es geht) und war ohne Fred VanVleet erneut das zentrale Offensiv-Zugpferd.
Jalen Green
Der Guard gehört zu den vielen Freigeistern in der NBA. Er spielt oft in einem ganz anderen Rhythmus als der Rest der Rockets, und seine Entscheidungen in der Crunchtime können Houston-Fans den Puls hochtreiben. Aber er liefert Tempo, entlastet in der Offensive und sorgt für die nötigen Punkte. Seine sieben Zähler im Schlussabschnitt — fast die Hälfte der Rockets-Punkte in diesem Viertel — ergänzten perfekt die Top-Defense seiner Mitspieler.
Spielstatistiken
Hier sind die wichtigsten Zahlen beider Teams.
Houston Rockets
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Dillon Brooks | 34:30 | 16 | 6/13 | 4 | 8 | 1 | 1 | +3 |
Tari Eason | 32:28 | 12 | 5/12 | 1 | 6 | 1 | 2 | +7 |
Alperen Sengün | 35:09 | 23 | 8/16 | 3 | 11 | 3 | 0 | +14 |
Jalen Green | 37:04 | 25 | 9/20 | 3 | 8 | 0 | 0 | -6 |
Amen Thompson | 34:28 | 9 | 4/8 | 6 | 9 | 2 | 1 | -1 |
Jabari Smith Jr. | 33:20 | 13 | 4/10 | 0 | 8 | 0 | 0 | -7 |
Jeff Green | 11:47 | 2 | 1/4 | 1 | 0 | 1 | 1 | +2 |
Jock Landale | 8:34 | 0 | 0/4 | 0 | 1 | 0 | 0 | -9 |
Aaron Holiday | 11:00 | 0 | 0/2 | 0 | 2 | 1 | 1 | +9 |
Jae’Sean Tate | 1:40 | 0 | 0/2 | 0 | 0 | 0 | 0 | +4 |
Milwaukee Bucks
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Kyle Kuzma | 34:23 | 9 | 4/10 | 1 | 6 | 0 | 1 | -10 |
Giannis Antetokounmpo | 31:44 | 27 | 9/17 | 6 | 10 | 1 | 1 | +1 |
Brook Lopez | 35:16 | 12 | 4/10 | 3 | 8 | 3 | 3 | +6 |
Taurean Prince | 25:16 | 6 | 2/5 | 5 | 2 | 0 | 1 | +2 |
Damian Lillard | 36:53 | 22 | 7/22 | 3 | 1 | 0 | 1 | +7 |
A.J. Green | 32:45 | 12 | 4/8 | 1 | 5 | 0 | 0 | -4 |
Gary Trent Jr. | 19:49 | 5 | 2/6 | 0 | 2 | 0 | 0 | -9 |
Jericho Sims | 12:44 | 0 | 0/0 | 0 | 3 | 1 | 0 | -5 |
Kevin Porter Jr. | 11:07 | 4 | 2/7 | 0 | 0 | 0 | 3 | 0 |
Andre Jackson Jr. | 00:03 | 0 | 0/0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
(Titelbild von Troy Taormina-Imagn Images)