Miami Heat vor dem Nichts

In der heutigen NBA ist es längst keine Garantie mehr, mit angehäuftem Cap Space einen Superstar zu bekommen. Spieler – anders als noch vor zehn ...

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Von Niko Jens Schwann

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In der heutigen NBA ist es längst keine Garantie mehr, mit angehäuftem Cap Space einen Superstar zu bekommen. Spieler – anders als noch vor zehn Jahren – verlängern oft schon vor Beginn der Free Agency und testen den Markt heimlich mittels „Cross Tampering“, das so gut wie nie ans Licht kommt.

Und genau diese Realität – nennen wir sie nicht dystopisch, aber zweifellos tückisch – macht die Miami Heat zum Opfer des aktuellen Status quo: Denn wer 2026 für solide Manövrierfähigkeit plant, holt sich damit längst nicht automatisch einen dicken Fisch an Land.

Das Fanggebiet ist leider beinahe leer. Doncic, Fox, Banchero, Jackson Jr., Bridges, Holmgren und andere haben bereits verlängert, ohne überhaupt in die Free Agency (FA) zu gehen.

Die einzigen „großen Fische“, die den Markt noch erreichen könnten, sind Trae Young (der erschwinglichste), James Harden, LeBron James und Kevin Durant. Und jede Verpflichtung aus diesem Quartett scheint schwieriger als die vorherige. Das sind harte Zeiten für alle, die sparen.

Damit treibt das Projekt ins Niemandsland, und Miami steht vor diesem Dilemma:

  • Weiter Cap Space freimachen, indem sie Spieler wie Andrew Wiggins oder Norman Powell abgeben, um andere Mid-Level-Free-Agents (Porzingis, LaVine, Reaves, Hachimura, Collins, McCollum … alle 2026er Free Agents hier) zu jagen.
  • Über dem Cap bleiben: das Roster halten, weiter angreifen, Powell erneut unter Vertrag nehmen und die 15-Mio.-Exception nutzen, ohne die Luxury Tax zu überschreiten.

Die Fata Morgana der Flexibilität

Indem man Jimmy Butlers Vertrag nicht vor den Verhandlungen mit den Golden State Warriors verlängert hat, wollte Miami ursprünglich für 2026 viel Cap-Spielraum schaffen – sei es, um einen All-Star über FA oder Trade zu holen oder um Freiheiten zu wahren, die Teams über dem Cap oder in der ersten apron verwehrt bleiben.

Doch die Realität zeigt, dass Flexibilität keine Open-Bar ist.

Allein mit den Verträgen von Bam Adebayo, Tyler Herro, Andrew Wiggins und Davion Mitchell – plus den Optionen für Jaime Jaquez Jr., Warey Pelle und Larsson – liegt Miami für die Saison 2026/27 schon bei 148 Mio. Dollar, während der salary cap bei rund 166 Mio. Dollar prognostiziert wird.

Und dazu kommt noch Nikola Jovics ‘cap hold’, der sie bei einer Verlängerung über die Marke von 160 Mio. Dollar treiben würde. In nur drei Absätzen sind sie von null Handlungsspielraum auf die Flexibilität eines Pflastersteins gefallen.

Am Ende bleibt also die Frage: Würden diese Free Agents aus der zweiten Reihe die Situation wirklich verbessern? Sind Porzingis, Reaves oder LaVine > Norman Powell?

Der Sprung ins Bodenlose

Falls Florida entscheidet, dass sie es wären – oder dass es eine echte Chance gibt, Durant, James Harden oder Young zu angeln – lohnt es sich, Wiggins und/oder Powell abzugeben, um genug Platz für die Bücher zu schaffen.

Ansonsten – und vieles spricht dafür – werden sie wohl erst anschauen, was Powell in den ersten Monaten der neuen Saison leistet, um ihn dann vielleicht zu verlängern, falls der 32-jährige Guard erneut die starke Scoring-Form von den Clippers zeigen kann. So bleibt dieser komatöse Contender – der mit jedem Jahr weiter von einer erneuten Finals-Teilnahme abrutscht – zumindest am Leben, bis der aktuelle Platzhalter ausläuft und alle hoffentlich aus der eigenen Asche auferstehen.

Pat Rileys Umfeld – so sieht es das Miami Herald – beginnt zu akzeptieren, dass der „große Sommer“ 2026 längst nicht mehr so vielversprechend ist. Jetzt geht es darum, ein gewisses Maß an Flexibilität zu bewahren, die Rotation zu stärken und die Luxury Tax zu umgehen, statt von einem galaktischen Neuzugang zu träumen.

Und sie werden weitermachen, so lange noch Luft da ist.

(Cover photo by Sam Navarro–Imagn Images)

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