2022 bewies Finnland beim EuroBasket, dass es einen großen Schritt gemacht hatte, um zu den Elite-Teams des Kontinents aufzuschließen. Drei Jahre später hat sich diese Arbeit ausgezahlt. Die Nordländer schlugen Georgien mit 93:79 und zogen zum ersten Mal ins Halbfinale ein, in einem Duell, das sie sowohl dominieren als auch mit harter Arbeit sichern konnten – vielleicht der größte Sieg ihrer Geschichte. Zumindest bis Freitag.
Nordischer Sturm
Wäre Georgien nicht gerade im Achtelfinale Frankreich ausgeschaltet, hätten nur wenige ihnen in diesem Duell viel zugetraut. Doch nachdem sie bewiesen haben, dass „Logik“ und „Basketball“ nicht unbedingt Synonyme sind, warteten alle gespannt darauf, wie sie sich gegen den anderen Riesenkiller des Turniers behaupten würden. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten sie zudem, dass „Logik“ und „Basketball“ weit davon entfernt sind, Gegensätze zu sein.
Finnland kontrollierte die ersten 20 Minuten komplett und zeigte dabei Offensiv-Basketball in Bestform. Sie erhöhten das Tempo, ließen den Ball gut laufen und setzten ständig Off-Ball-Cuts, um hinter die Verteidigung zu gelangen. Es wirkte, als hätten sie in jedem Angriff einen guten Wurf gefunden. Und vor allem heizte sich bei jedem Vorstoß ein anderer Spieler auf.
Salin traf seine Dreier, Maxhuni suchte das Eins-gegen-Eins, Jantunen punktete unterm Korb nach Backdoor-Cuts, und Muurinen sorgte für Highlights… Ein Wirbelsturm, dem Georgien nichts entgegensetzen konnte. Zu viele Waffen bei zu hohem Tempo. Die Zahlen sprechen Bände: 30 Punkte von der Bank und 16 Fastbreak-Punkte für Finnland bis zur Halbzeit.
Dieser Junge geht noch zur Highschool. 🤯
Markkanen bedient Muurinen zum Reverse Alley-Oop!#EuroBasket | #MakeYourMark pic.twitter.com/vbGdoMgEqc
— FIBA EuroBasket (@EuroBasket) September 10, 2025
Georgiens Offensive war nicht schlecht, vor allem nachdem sie sich nicht mehr nur auf Bitadze und Shengelia verließen. Sie wurden flüssiger und erspielten sich Chancen. Doch das half wenig, wenn sie hinten niemanden stoppen konnten. 40 Punkte in der ersten Halbzeit verblassten neben den 57 kassierten Zählern. So konnte es nicht weitergehen.
Zu spät
In der zweiten Halbzeit führte Dzikic sein Team zum geforderten Spielstil und ließ Georgien wie die Mannschaft aussehen, die vor drei Tagen noch für die größte Überraschung des Turniers gesorgt hatte. Mit ihrer Defensive als Anker und der Möglichkeit, über sie das Tempo zu diktieren, bremsten sie das Spiel so weit, bis es nur noch nach ihren Regeln lief. Diese Phase bereitete Finnland plötzlich Sorgen, dass sie ein Duell verlieren könnten, das sie zuvor scheinbar fest im Griff hatten.
Die Georgier erhöhten ihre Intensität in der Verteidigung drastisch, setzten die Passwege unter Druck und spielten nach jedem Pick-and-Roll eine riskante, aber effektive Falle. Das war gefährlich, weil die Zone dadurch manchmal offen war und einige leichte Körbe zuließ, doch es zwang Finnland auch zu Ballverlusten und verkürzte den 20-Punkte-Rückstand (62:42) auf nur noch sechs Zähler (73:67).
Ein Fastbreak-Dunk von Mamukelashvili verkürzte auf sechs Punkte, woraufhin Tuovi sofort eine Auszeit nahm und Georgiens Bank Feuer fing wie nie zuvor. Zu ihrem Pech sollte die Realität sie jedoch bald einholen.
Alles änderte sich in nur einer schicksalhaften Minute, die das Comeback fast zunichtemachte. Direkt nach der Auszeit traf Miro Little einen Verzweiflungsdreier aus neun Metern, nachdem Georgiens Verteidigung ihn eigentlich gut gestellt hatte. Kurz darauf leistete sich Goga Bitadze ein unsportliches Foul, flog vom Platz und schenkte Finnland gleich fünf Punkte: zwei Freiwürfe plus einen Nkamhoua-Dreier im Anschluss.
Ein 8:0-Lauf in 55 Sekunden. Genau das Letzte, was du brauchst, wenn du einen großen Rückstand aufholen willst.
CLUTCH VALTONEN SCHLÄGT WIEDER ZU 🇫🇮😱
Elias Valtonen hat in diesem EuroBasket sechs Dreier getroffen, mit vier davon im 4. Viertel 🔥#EuroBasket pic.twitter.com/AlXQDFU7kH
— FIBA EuroBasket (@EuroBasket) September 10, 2025
Und falls noch Hoffnung auf ein Comeback bestand, machte Valtonen sie genauso zunichte wie schon gegen Serbien im Achtelfinale: Er ließ Dreier regnen. Diese Würfe wirkten für die eine Bank wie ein Dolchstoß und für die andere wie ein Rettungsanker. Finnland konnte endlich aufatmen – und vor allem feiern. Kein Wunder, denn sie stehen zum ersten Mal überhaupt im Kampf um die Medaillen. Jetzt werden wir sehen, welche Belohnung auf sie bei diesem bemerkenswerten Turnier noch wartet.
Featured players
Das waren die Top-Performer aus Finnland gegen Georgien.
Mikael Janktunen
Eine rundum starke Leistung und ein sehr cleveres Spiel von ihm. Er war von draußen treffsicher und fand immer wieder den Weg hinter seinen Verteidiger für leichte Körbe unterm Ring, während er gleichzeitig für Ballmovement sorgte. Unverzichtbar in Finnlands besten Offensivphasen, beendete er die Partie als bester Werfer mit 19 Punkten.
Lauri Markkanen
Nach seinen Maßstäben ein eher zurückhaltender Auftritt des finnischen Stars, dennoch kam er auf 17 Punkte und steuerte in der Defensive vier Blocks bei. Selbst wenn er nicht so dominant wirkte wie sonst, blieb er unverzichtbar für den Erfolg seines Teams.
Sasu Salin
Seine Trefferquote ließ im Spielverlauf etwas nach, aber sein 4-von-4-Start von der Dreierlinie war entscheidend, um den Vorsprung aufzubauen, den Finnland bis zum Schluss verteidigte. Zudem arbeitete er stark am Brett und jagte freien Bällen hinterher, um zusätzliche Ballbesitze zu sichern.
(Cover photo: FIBA)