Welcher Coach wird zuerst gefeuert?

Mit weniger als zwei Wochen in der regulären Saison ist es vielleicht zu früh, über Entlassungen von Coaches zu sprechen. Mag sein. Doch ein Job ...

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Von Niko Jens Schwann

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Mit weniger als zwei Wochen in der regulären Saison ist es vielleicht zu früh, über Entlassungen von Coaches zu sprechen. Mag sein. Doch ein Job als Coach in der NBA ist kaum weniger riskant, als sich beim Stierlauf in Pamplona als Rotkäppchen zu verkleiden. Schon in den vergangenen ein, zwei Spielzeiten standen einige Head Coaches im Fokus – ihre Leistungen waren zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht glänzend. Und bisher haben sie wenig getan, um die Zweifel zu zerstreuen.

Gerade jetzt ist es am einfachsten, auf den Trainerstuhl zu zeigen. Aus Sicht des Front Office ist es leichter, dem Verantwortlichen vorzuwerfen, das Maximum aus dem Kader nicht herausgeholt zu haben, als sich zu fragen, ob dieser Kader überhaupt den hohen Erwartungen gerecht werden kann. Manchmal ist das unfair, manchmal nicht. Es mag kein gerechtes Prinzip sein, aber es herrscht vor. Und deshalb ist jetzt vielleicht der Moment, um zu schauen, wer die Top-Anwärter auf die erste Entlassung der Saison 25/26 sind.

Willie Green

Green hat mehr als einmal bewiesen, dass er aus diesen Pelicans ein konkurrenzfähiges Team formen kann. Unter seiner Regie führte NOLA 22/23 die Western Conference an, bis Verletzungen die Saison entgleisen ließen. Die 23/24-Spielzeit näherte sich fast der 50-Siege-Marke, bevor Zion Williamsons gesundheitliche Probleme im Play-in ihren Playoff-Lauf zunichtemachten. Und im letzten Jahr mussten sie mit mehr Ausfällen als fitten Spielern eine Saison zum Vergessen hinnehmen.

Wir erkennen ein klares Muster bei einem Coach, dem das Verletzungspech seiner Stars nicht gerade hold war. Doch dieses Argument zieht in diesem Jahr nicht mehr. Das Team aus Louisiana wartet zwar immer noch auf Dejounte Murray, aber alle anderen wichtigen Spieler stehen auf dem Feld – und trotzdem läuft es schlechter als je zuvor.

Sechs Spiele, sechs Niederlagen. Zugegeben: Alle kamen gegen zumindest solide Gegner zustande. Manche Partien waren hart umkämpft und endeten unglücklich, etwa die Overtime-Pleite gegen die Spurs oder Kawhis Game Winner gegen die Clippers. Aber am Ende stehen eben Niederlagen. Einige davon waren regelrechte Klatschen und wurden richtig peinlich. Konzentrieren wir uns nur auf die Resultate, ist es schwer, einen Coach in einer schwierigeren Lage zu finden.

Ob Green hier der Hauptschuldige ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Doch sein größtes Problem ist das wachsende Gefühl, dass die Franchise eine neue Richtung einschlagen muss. Und bevor wichtige Stimmen laut werden, ob das bedeuten könnte, Zion abzugeben, das Projekt zu sprengen und neu anzufangen, wird man wohl erst versuchen, durch einen Wechsel auf der Trainerbank frischen Wind zu bringen.

Jamahl Mosley

Orlando hat seinen Kurs nach dem 1-4-Start etwas korrigiert, doch nur wenige glauben wirklich an die letzten beiden Siege. Dieses Team wurde nicht nur dafür zusammengestellt, die Hornets und Wizards zu schlagen, und eine Bilanz von 3-4 allein in der Eastern Conference entspricht kaum dem, was man sich nach den Sommer-Deals erhofft hatte.

Aktuell droht Mosley zum Opfer seiner eigenen Arbeit und der Umstände zu werden. Einerseits hat er es seit seiner Ankunft nie geschafft, die Offense der Magic auf ein ordentliches Niveau zu bringen (seit 2021/22 gehörten sie bestenfalls zu den schwächsten zehn Teams). Andererseits hat die Franchise in diesem Sommer mit einem gewagten Trade alles auf eine Karte gesetzt, um genau dieses Problem zu lösen. Und wenn es weiterbesteht, wissen wir, wer den Kopf hinhalten muss.

Vier Erstrundenpicks für Desmond Bane wirkten zunächst happig, ergaben im Kontext aber Sinn. Theoretisch passte der Ex-Grizzlie perfekt nach Orlando und sollte für eine Spielzeit in einer breit aufgestellten Eastern Conference viele Lücken stopfen. Wenn alles gut liefe, war zumindest ein Platz in den Top Drei der Conference greifbar – vielleicht sogar mehr. Diese Gelegenheit war einfach zu verlockend.

Doch momentan gehören die Magic immer noch zu den schlechtesten Offenses der NBA. Und als wäre das nicht genug, haben sie auch die defensive Stärke eingebüßt, die sie im Vorjahr so gefährlich machte. Selbst wenn die jüngsten Partien gegen Charlotte und Washington das Bild etwas aufgehübscht haben – die Zahlen lügen nicht.

Orlando Magic 2024/25 2025/26
Offensive Rating 108,9 (27.) 113 (22.)
Defensive Rating 109,1 (2.) 112,7 (10.)

In den vergangenen Jahren konnten seine Schwierigkeiten, die Offense ins Laufen zu bringen, noch auf die Grenzen des Kaders geschoben werden. Doch dieses Argument wird immer schwerer haltbar. Selbst wenn jetzt mehr Siege kommen, reicht das allein nicht. Mosley steckt schon in einer kniffligen Lage und muss die Magic davon überzeugen, dass er das Team an beiden Enden des Feldes zum Leuchten bringen kann.

Andernfalls, wenn man so überzeugt davon war, dass Bane genau das fehlende Puzzleteil ist, sodass man vier Picks nach Memphis schickte, wird man auch nicht zögern, sich von ihm zu trennen und jemand anderen mit diesem Projekt zu betrauen.

Darko Rajakovic

Ähnlich wie Mosley hat der Raptors-Coach mit zwei Siegen in Serie seine Lage etwas aufgebessert, steht aber noch lange nicht auf sicherem Boden. Auch wenn Torontos Erwartungen vielleicht nicht ganz so hoch sind wie die in Orlando, ist dies immer noch ein ziemlich teurer Kader mit einem Front Office, das nach einem kurzen Flirt mit dem Tanking 2024 wieder nach oben schauen will. Das setzt den Trainer erheblich unter Druck.

Rajakovic hat in Toronto keine großen Zahlen vorzuweisen (25 und 30 Siege in seinen beiden Spielzeiten), doch das wurde zunächst auch nicht von ihm verlangt. In diesem Jahr ist es jedoch an der Zeit zu zeigen, dass es einen Plan gibt – etwas, das in den ersten Partien nicht offensichtlich war.

Mit einem extrem riskanten Defensivsystem, das teils ungestüme Double-Teams beinhaltet, sind die Raptors ein Team der Extreme geworden. Wenn die Tiefs die Hochs überwiegen, gerät der Coach in arge Schwierigkeiten, sofern er seinen Ansatz nicht anpasst. Denn mit der aktuell 24.-platzierten Defense der Liga wird es schwer, seine erste erfolgreiche Saison auf der Bank zu sichern.

Die Zahlen sehen heute nicht mehr ganz so schlimm aus wie noch vor ein paar Tagen. Aber einen Cavs-Kader zu schlagen, in dem nur Mobley als Starter auflief, und dazu ein Grizzlies-Team ohne Morant, ist nicht mehr als Kosmetik. Selbst wenn das Front Office theoretisch weniger ungeduldig sein sollte als das in Orlando, fragen sich die Leute in Toronto bereits, ob Darko wirklich der Richtige ist. Und sein Stuhl wird von Tag zu Tag heißer. Wie Green und Mosley bleibt ihm nicht viel Zeit, die Lage zu retten.

(Cover photo: Alonzo Adams/Bill Streicher-Imagn Images)

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