Er war noch nie in einem All-NBA Team. Er hat nie im All-Star Game gespielt. Und er hat nie den Sixth Man of the Year gewonnen, weil er die meiste Zeit seiner Karriere in der Starting Five stand.
Seit seinem Einstieg in die Liga hat er nur eine große individuelle Auszeichnung erhalten: den Most Improved Player. Er holte ihn 2016, als er vom Bankspieler zum Starter aufstieg und seinen Schnitt von 6,8 auf 20,8 Punkte pro Spiel steigerte – mit Quoten um die 45-40-80.
Und genau dieser Spieler, plus/minus ein paar Dezimalstellen, ist C.J. McCollum bis heute geblieben. Eine Achterbahn ohne Looping. Gedrosseltes Dopamin… und trotzdem liefert er weiter ab.
…Bis zu diesem Jahr bei den Washington Wizards. Der Combo Guard hatte eine seltene Leistung zur Routine gemacht: Saison für Saison 20 Punkte oder mehr… bis zu zehn Mal in Folge. Und hier ist die verblüffende Statistik: Niemand hat das je geschafft, ohne zumindest einmal ins All-Star Game berufen zu werden.
Außer C.J.

Gestern machte er dann einen großen Schritt hin zu diesem elften Tiefschlag, als es schon so aussah, als würde er bei zehn bleiben. Denn das Erste, was er tat, nachdem er sich dem schlechtesten Team der NBA angeschlossen hatte … war, sich die Grippe einzufangen.
On the road to ‘our McCollum’
Seine ersten beiden Partien mit den Wizards verliefen enttäuschend von der Bank: 9 und 6 Punkte bei 4-von-14 und 2-von-8 aus dem Feld. Doch es war nur ein Anpassungsschreck. Die kalten Startrunden eines 34-Jährigen, der Zeit braucht, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Von da an begann ein ungleichmäßiger Aufwärtstrend.
Nicht für die Wizards, die das Verlieren so gelassen hinnehmen wie James Bond seinen Vesper Martini. Aber McCollum, eine unabhängige Kraft, nähert sich immer mehr seinem alten Ich aus dem vergangenen Jahrzehnt. Um diesen stabilen Schnitt – diese fast schon robotische Statistik – zu erreichen, braucht er jedoch noch ein paar Glanzabende.
Und genau so einen legte er gestern hin… plus Sieg. Brauchte er am 11. November in Detroit noch eine Overtime, um in seinem Wizards-Trikot erstmals 40 Punkte (42) zu markieren, gelang ihm das diesmal gegen die Atlanta Hawks ohne Verlängerung. Alles, was er brauchte, war ‘Splash-Level-Finesse’ aus der Distanz: 10-von-13.
Das allein sind 30 Punkte. Füge zwei von der Linie hinzu (2-von-4) und nochmal 14 über sein gewohnt flüssiges Skillset, das ohne brachiale Athletik auskommt. Wie Brandon Ingram am Tag zuvor. Eine geschmeidige Kategorie.
Collective irrelevance; personal feat
Das alles passierte in einem Blowout (die Hawks lagen fünf Minuten vor Schluss mit 30 hinten), der in der Schlussphase nur leicht kaschiert wurde, bis zum finalen 132–113 auf dem grellroten Parkett des NBA Cup.
Die Wizards werden diesen Sieg am Ende der Regular Season kaum im Gedächtnis behalten, und für den Einzug in die nächste Runde des Cups bringt er ihnen nichts. Die Hawks hingegen könnten solche Niederlagen noch bereuen, wenn das Play-in-Rennen enger wird.
Was das Spiel aber tat, war McCollums Schnitt mit seinen 46 Punkten von 16,5 auf 18,2 zu pushen … und seine Quoten wieder näher an ihre altbewährten Werte heranzuführen: unterschätzte 45-40-80.
(Cover-Foto von Geoff Burke–Imagn Images)




