Nicolas Batum: Wir reden Klartext

Es gibt ein Barometer, das ich besonders gern nutze, wenn ich wissen will, wie ein NBA-Spieler gerade gesehen wird. Es ist präziser als jede Statistik, ...

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Von Niko Jens Schwann

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Es gibt ein Barometer, das ich besonders gern nutze, wenn ich wissen will, wie ein NBA-Spieler gerade gesehen wird. Es ist präziser als jede Statistik, jeder frisch unterschriebene Vertrag und jedes offizielle Statement oder virale Video von Podcaster:innen.

Disqus-Kommentare. Genauer gesagt (verzeih bitte meine Voreingenommenheit) jene auf nbamaniacs. Und wer mich schon lange kennt, weiß, dass ich da hin und wieder gern reinschaue.

Sie sind wie eine Schatzkiste voller Erinnerungen. Ein Fotoalbum, in dem jede:r Leser:in, jede:r Fan, jede:r Forum-User seine unverfälschten Reaktionen teilt – versehen mit einem ehrlichen Fußabdruck. Das ist eine unschätzbare Ressource, um eine Wirklichkeit aufzudecken, die mit der Zeit in Vergessenheit geraten ist.

Diesen Vormittag ging es bei mir nur um Nicolas Batum.


Ich habe mir drei Artikel vorgenommen. Du kannst dir gern einen davon ansehen – oder auch alle drei, wenn du möchtest (insgesamt sind es 451 Kommentare). Für alle, die Wichtigeres zu tun haben, hier eine Zusammenfassung:

Heute zählt Nicolas Batum zu einer Gruppe von zwanzig aktiven NBA-Spielern über 36. Ja, er hat sich nicht zur Ruhe gesetzt, obwohl viele das fordern. Er hat die Uhr quasi um ein Jahrzehnt zurückgedreht.

Der Forward rangiert in dieser Saison mit insgesamt 1.367 gespielten Regular-Season-Minuten auf Platz sieben bei den L.A. Clippers. Er wäre Achter, wenn Kawhi Leonard häufiger zur Verfügung gestanden hätte, und Zehnter, wenn die Franchise zur Trade Deadline nicht Porter Jr. und Terance Mann abgegeben hätte.

In den aktuellen Playoffs ist er jedoch unumstritten Coach Tyronn Lues fünftwichtigster Spieler.

Zehnte Playoffs für den Alt-Jungspund

Batum hat Amir Coffey überholt, dessen defensive Schwächen ihn ganz aus der Rotation gekegelt haben (0 Minuten in der Serie). Er hat auch Derrick Jones Jr. abgehängt, der im Schnitt fünf Minuten weniger spielt (18,8 für Jones vs. 23,9 für Batum). Und mittlerweile hat er Kris Dunn (22,9) überflügelt, der sogar in der Starting Five steht. Er ist mehr als ein Sixth Man.

Mir fiel es damals schwer, ihn nicht in meine All-Defensive Teams aufzunehmen. Es ist nicht leicht, den Spieler zu ignorieren, der in der Regular Season den besten Wert bei der “Percentage Points Difference” vorweist – also der Verteidiger, der seinen Gegnern die Trefferquote am stärksten nach unten gezogen hat.

Der Beste in der NBA. Mit 36 Jahren.

Player Age Games DFGM DFGA DFG% FG% DIFF%
Nicolas Batum 36 78 2,5 6,4 39,5 47,1 -7,7
Jaren Jackson Jr. 25 73 5,5 13,0 41,9 48,0 -6,2
Donovan Clingan 21 67 5,8 13,6 42,9 48,7 -5,8
Amen Thompson 22 69 4,3 10,6 40,7 46,3 -5,6
Isaiah Stewart 23 72 4,8 11,1 43,4 48,7 -5,3
Jalen Williams 24 69 4,1 9,8 41,7 47,0 -5,3
Draymond Green 35 68 6,3 14,4 43,3 48,1 -4,8
Kevon Looney 29 76 3,7 8,5 43,8 48,5 -4,7
Luguentz Dort 26 71 4,4 10,6 41,9 46,2 -4,4

In den Playoffs geht diese Auszeichnung gerade an einen knallharten, unnachgiebigen Kawhi Leonard, egal gegen wen er verteidigt (-14,4%).

Batum hingegen hat seinen direkten defensiven Einfluss (-0,5%) in diesen Playoffs etwas reduziert und dafür vielmehr indirekt auf die Anzeigetafel verlagert: Er weist das beste net rating im Team auf (+11,2) in den bisherigen sechs Spielen gegen Denver, fungiert als unbestrittener Leader von der Bank und ist unersetzlich, wenn es darum geht, die zäheste, defensiv dichteste Lineup aufs Parkett zu bringen.

Außerdem ist Batum der beste Dreier-Schütze des Teams in dieser Postseason: 40% bei fünf Versuchen pro Partie. Er liefert genau das, was man sich von einem 3&D-Spieler wünscht.

Und um den soliden Zahlen etwas mehr Farbe zu verleihen: Schau dir an, was die Nummer 33 gestern Nacht als unverhandelbarer Baustein abgeliefert hat, um diese packendste und engste Serie der Playoffs (zum Glück) in ein Game 7 zu schicken.

Seine „bescheidene“ Statistik: 6 Punkte, 6 Assists, 5 Rebounds, 3 Blocks und 2 Steals in 34 Minuten.

Er war in Spiel 6 auch der drittwichtigste Faktor seines Coaches, um den Sieg zu sichern. Hinter Leonard und Harden – die im Schlussviertel durchgespielt haben – rangierte der Franzose bei Tyronn Lues Vertrauen (8,4 Minuten) noch vor Powell (8,1).

Denn hin und wieder Dreier zu treffen, clever ohne Ball zu cutten oder Schwachstellen schneller zu erkennen als 90% der Liga sind nur einige der vielen Dinge, die Batum mit 36 Jahren auf dem Court leistet.

Und du? Bist du jetzt auch an Bord des Batum-Bandwagons?

(Titelbild von Kirby Lee-Imagn Images)

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