Wir starten unsere NBA-Vorschau 2025/26 mit den Phoenix Suns. Daten, die Ergebnisse der vergangenen Saison, ein Blick auf ihren Kader und künftige Free Agents, die Ziele des Teams, der Spieler, auf den Du achten solltest, und eine Prognose für die Franchise.
Phoenix Suns 2025-26
Wie sie in die Saison gehen
Vor zwei Jahren hielten viele die Situation der Phoenix Suns beim Start in die Spielzeit für „Titel oder nichts“. Zwar wird so ein Label oft zu leichtfertig vergeben, um jedes Scheitern als Versagen zu werten, doch angesichts der jüngsten Entwicklungen in Arizona fällt es schwer, das anders zu sehen.
Eines der ambitioniertesten Roster der letzten Zeit beendete diese Phase mit nur vier absolvierten Playoff-Partien und keinem einzigen Sieg. Das war 2024, denn 2025 schafften sie nicht einmal den Sprung unter die Top 10 im Westen – schwer zu entschuldigen, selbst wenn Verletzungen eine Rolle spielten. Durant, Booker und Beal hatten sich zusammengeschlossen, um den Titel zu holen, nicht das hier.
Angesichts dieser Resultate blieb nur eine Option: alles einzureißen.
Operación salida
Während manche Front Offices ihren Kader vorsichtig auseinandernehmen, haben die Suns den Abrissbagger angeworfen. Durant wurde getradet, noch bevor die Saison 24–25 beendet war, und da es keinen brauchbaren Trade für ihn gab, wurde Beal trotz über 100 Millionen Dollar Gehaltssumme vorzeitig entlassen – ein Zeichen für die Dringlichkeit in der Organisation. Solange die Hauptsäulen nicht weg waren, konnte es keinen Neuaufbau geben, und man war nicht bereit, dafür Jahre zu verschwenden.
Zwar waren KD und Beal die bekanntesten Abgänge, aber nicht die einzigen. Die Suns machten fast vollständig Tabula rasa: Tyus Jones, Mason Plumlee, Cody Martin … und selbst Spieler wie Jusuf Nurkic, der im Februar getradet wurde, sind Teil dieser Aufräumaktion.
Nur ein Mitglied des Starting Lineups vom Eröffnungsspiel der Vorsaison blieb übrig. Und zum zweiten Mal in seiner Karriere muss er nun ein Rebuild anführen.
Von der ‘Second Option?’ zum Mentor
Mit gerade einmal 28 Jahren startet Devin Booker in seine elfte NBA-Saison – in einer völlig neuen Rolle. Jahrelang war er unangefochtener Leader in Phoenix, rückte aber nach Durants Ankunft etwas in den Hintergrund, um jetzt in einem radikal veränderten Umfeld wieder das Steuer zu übernehmen. Er ist wieder Chef im Ring, nur sind die Rahmenbedingungen komplett anders.
Als die Saison 24–25 begann, waren zehn Spieler im Kader älter als der Shooting Guard. Jetzt sind es vier. In nur einem Jahr wechselte er vom jungen Gesicht zum Veteran in der Kabine, was – wie er selbst sagt – noch mehr Führungsstärke erfordert. Sein brillantes Spiel alleine reicht nicht mehr. Er muss jetzt den Grundstein legen für einen zukünftigen Titelfavoriten.
Booker hat das schon einmal erlebt, als er half, die Suns von 19 Siegen 2019 bis in die NBA Finals 2021 zu führen. Aber diesmal ist alles anders. Damals wuchs er gemeinsam mit der Franchise. Heute ist er ein Star in der Blüte seiner Karriere, der mit den verbliebenen Bausteinen ein neues Projekt aufbauen muss. Eine Rolle, in der er sich offenbar wohlfühlt.
„Obwohl wir 2021 nicht alles gewonnen haben, habe ich gesehen, wie es ist, vom absoluten Tiefpunkt fast bis ganz nach oben zu klettern. Es war nicht leicht, aber es hat mich gelehrt, dass du jeden Tag Einsatz bringen musst, und zwar ab sofort.“
Diese Aussagen am Media Day zeigen, dass er sich mit der neuen Realität arrangiert hat. Phoenix plant seinen Kalender nicht mehr rund um den Juni. Jetzt geht es darum, einen Kern zu entwickeln, der irgendwann wieder ganz oben anklopfen kann. Wie lange das dauert? Das wird sich zeigen. Der Kader ist nicht so jung und unerfahren, dass nur langfristig gedacht wird, aber die Verantwortlichen müssen herausfinden, welche Neuzugänge funktionieren und welche Rollen die Talente ausfüllen können. Das hat jetzt Priorität.
Bewährungsprobe
Diese Saison soll klären, wer passt und wer nicht. Welche Spieler können die Suns voranbringen, von wem sollte man sich trennen, und wie machen sich vor allem die kürzlich geholten Neulinge?
Khaman Maluach, der an Draft-Position 10 landete, ist einer dieser High-Upside-Prospects, auf den alle Augen gerichtet sein werden. Der riesige Center von Duke hat beeindruckende körperliche Voraussetzungen. Man hofft, ihn zu einem künftigen dominanten Big Man zu formen, weshalb er zu den spannendsten Rookies dieses Jahres zählt. Ein ungeschliffener Diamant, der Zeit braucht – Zeit, die Phoenix jetzt tatsächlich hat.
Doch es gibt noch viel mehr zu beobachten. Mark Williams hat riesiges Potenzial, sofern er gesund bleibt, obwohl er bislang zu viele Spiele verpasst hat. Ryan Dunn ist jetzt schon ein Elite-Verteidiger, der zum begehrten Rollenspieler werden kann, falls sein Dreier konstanter fällt. Und Collin Gillespie platzte spät in der letzten Saison regelrecht hervor und will genau daran anknüpfen.
Diese Denkweise gilt auch für den Head Coach. Nach zwei Fehlschlägen mit titelgeprüften Coaches wie Vogel und Budenholzer setzt Phoenix diesmal auf einen Übungsleiter, der so unverbraucht ist wie der Kader. Ob Jordan Ott derjenige ist, der dem jährlichen Trainerkarussell endlich entkommt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Und das alles, ohne den vielleicht größten Neuzugang zu erwähnen.
Player to Watch: Jalen Green
Nach vier Spielzeiten ist Jalen Green bereits einer der launischsten Spieler der Liga. Er schwankt zwischen spektakulären Auftritten und grausigen Vorstellungen, dazwischen kommt wenig. Zwar sah er 2025 phasenweise gut aus, doch schon seine erste Postseason erinnerte alle daran, wie inkonsequent er sein kann. Diese unbeständige Ader zeigt sich noch zu oft, um ihn als verlässlichen Star zu bezeichnen.
Serie vs Warriors | Punkte | FG% | 3PT% |
Spiel 2 | 38 | 13/25 (52%) | 8/18 (44,4%) |
Rest der Serie | 55 (9,2 pro Spiel) | 19/61 (31,1%) | 5/26 (19,2%) |
Die Frage ist, ob ein Tapetenwechsel diese Schwächen beheben kann. Kann er, befreit vom Rockets-Team, das jetzt auf Titeljagd geht, zu sich finden und sich zu einem ernsthaften Puzzleteil für einen Contender entwickeln?
Die Suns glauben fest daran. Sonst hätten sie Durant nicht für ein Package abgegeben, bei dem neben Dillon Brooks und einem einzigen Erstrunden-Pick (plus fünf Zweitrundenpicks) Jalen Green der Hauptgewinn ist. Dieser Trade macht klar, dass Phoenix an seine Entwicklung glaubt und darauf setzt, dass er unter Devin Booker – zugleich Mitspieler und Mentor – den nächsten Schritt macht.
Diese Saison ist entscheidend, um herauszufinden, ob er zu dem verlässlichen Scorer reifen kann, den er phasenweise andeutet. Vielleicht hilft ihm besseres Spacing, öfter bis zum Korb zu ziehen und weniger auf seine wackligen Würfe aus dem Mittel- und Dreipunktbereich zu setzen. Unterm Strich wird sich zeigen, ob der Second-Overall-Pick 2021 wirklich gerechtfertigt war oder ob Green vor allem Hype ist.
nbamaniacs’ Prognose
Ehrlich gesagt ist der Kader der Phoenix Suns nicht so schwach, dass sie komplett abgehängt werden. Doch von realistischen Ambitionen kann keine Rede sein. Nach dem Riesenflop zuletzt fällt es schwer, in diesem Übergangsjahr optimistisch zu sein. Die Suns werden nicht das Schlusslicht des Westens bilden – Utah dürfte diesen Platz behalten –, aber falls nicht ein anderes Team spektakulär abstürzt oder Pech mit Verletzungen hat, gewinnen die Suns wohl nur den direkten Vergleich mit den Jazz.
Vorheriges Team: Portland Trail Blazers. Nächstes Team: Miami Heat
(Cover photo: Mark J. Rebilas-Imagn Images)