Die Denver Nuggets trafen ohne Nikola Jokic und Jamal Murray im Chase Center ein, was viele zu der Frage verleitete, wie lange das Team aus Colorado gegen einen der aktuell heißesten Clubs der NBA mithalten könnte. Falsche Frage. Die eigentliche Frage lautete: Was ist das Problem?
Mike Malones Team sorgte für die größte Überraschung des Abends, indem es die Warriors ohne seine beiden Stars mit 114:105 bezwang – und dabei überraschend dominant wirkte. Alles dank Aaron Gordon, der in einem Anflug von Nostalgie an seine alten Magic-Zeiten anknüpfte und wieder Lust auf die Rolle als Topscorer hatte.
Zum Center umfunktioniert
Die Lage wurde noch chaotischer, als Malone, auch mangels Alternativen, entschied, Gordon müsse als Center ran. Westbrook führte als Point die Regie, Hunter Tyson rückte auf Shooting Guard, Peyton Watson übernahm Power Forward, und Aaron spielte den improvisierten Big. Das waren die Karten, die sie hatten. Entgegen jeder Prognose erwiesen sie sich als Trumpf.
Vom “big guy” zu Gordon
Ehrlicherweise ist Golden State nicht das Team, das dich am stärksten für einen fehlenden klassischen Center bestraft. Die Warriors probierten erneut Quinten Post, doch er erwies sich als defensives Risiko und spielte nur vier Minuten, bevor Kerr ihn auf die Bank beorderte, um Kuminga zu bringen und Draymond auf der Fünf einzusetzen. Wenn eine Mannschaft den Trend zum Small-Ball liebt, dann die Warriors. Doch diesmal trafen sie auf ein Nuggets-Team, das darin einfach besser war.
Russ spreading the love for the Nuggets through the first half in San Francisco!
He's got 11 dimes through 24 minutes 👀👀 pic.twitter.com/3T1zocC7EQ
— NBA (@NBA) March 18, 2025
Die Warriors hatten in der ersten Hälfte große Mühe, von außen zu treffen. So sahen die Fans, wie Denver dank seiner Transition Offense, Michael Porter Jr.s heißer Hand und Gordons Scoring die Kontrolle übernahm. Gordon sammelte vor der Pause 20 Punkte und übernahm furchtlos die Rolle des offensiven Dreh- und Angelpunkts. Die Nuggets beendeten das erste Viertel in Führung und legten im zweiten mit einem 15:1-Lauf nach, um ein klares Zeichen zu setzen.
Es gab ein Spiel zu gewinnen. Trotz ihrer Ausfälle waren die Nuggets nicht zum Urlaubmachen nach San Francisco gereist.
Mr. Triple-Double ist zurück
Gordon übernahm die Punkteausbeute, die normalerweise Jokic steuert. Doch der serbische Star tut weit mehr als nur Punkte zu liefern. Nikola ist ein Meister darin, seinen Mitspielern offene Würfe zu verschaffen und sie optimal einzusetzen – etwas, das der Ex-Magic-Forward nicht in gleichem Maß leisten kann. Glücklicherweise hatten die Nuggets einen weiteren Akteur mit Elite-Playmaking in ihren Reihen. Tatsächlich hat er das schon früher bewiesen.
Mit 16 Assists brachte Russell Westbrook zusätzlich Tempo in Denvers Offense und bereitete einfache Körbe für Spieler wie Watson und Tyson vor. Er hatte zwar Probleme mit seiner Wurfquote, doch das war fast nebensächlich. Während Aaron Gordon für die Punkte sorgte, lieferte Russ Vorlagen und führte das Team auch bei den Rebounds an.
Wie zwei Kinder, die sich unter einem großen Mantel verstecken, um als Erwachsener durchzugehen, füllten sie für eine Nacht gemeinsam die Rolle von Jokic aus. Es hat funktioniert – zumindest dieses Mal.
Spät und nicht treffsicher
All das reichte nicht nur aus, um Denver in Führung zu halten, sondern gab ihnen auch die Kontrolle über das Spiel. Vor allem verteidigten die Nuggets so, dass Curry erstaunlich menschlich wirkte. Da sonst niemand aufdrehte, konnten die Warriors den Rückstand im dritten Viertel nur minimal reduzieren. Als sie im letzten Abschnitt endlich einen Lauf starteten, war es zu wenig und zu spät.
Die Führung fiel schließlich unter die Zehn-Punkte-Marke, und die Halle kochte, als Steph den Rückstand auf 97:94 verkürzte. Doch die Nuggets schlugen sofort zurück. Gordon antwortete mit zwei Abschlüssen in der Zone, dann versenkte Westbrook – diesmal in der Rolle von Jamal Murray – einen Dreier, der die Halle verstummen ließ und ihm sein 203. Triple-Double der Karriere bescherte.
Russell Westbrook tallies career triple-double #203 😤
Nuggets leading late on ESPN! pic.twitter.com/notsB8kPjj
— NBA (@NBA) March 18, 2025
Damit kassierte Golden State die dritte Niederlage in der Ära Butler und zeigte dabei ein Muster auf: Dallas schlug sie ohne Anthony Davis, Philadelphia siegte ohne Embiid, und nun triumphierte Denver ohne Jokic und Murray. Wer Kerrs Team schlagen will, lässt offenbar besser seine Stars auf der Bank.
Schlüsselspieler
Das waren die herausragenden Akteure der Partie.
Aaron Gordon
Zeit, seine Leistung in Zahlen zu fassen. Der (Power) Forward-Center erzielte 38 Punkte, sein Höchstwert seit seinem Wechsel zu den Nuggets. Er dominierte in der Zone und traf 4 von 6 Dreiern – ein Bereich, in dem er zuletzt besonders stark war. Dazu holte er sich 6 Rebounds und 3 Assists.
Russell Westbrook
Er traf nur 5 von 18 Würfen und leistete sich 7 Turnover – der Preis für sein Spiel. Doch dafür gab es 16 Assists, 12 Rebounds, 3 Steals, 2 Blocks und einen goldenen Dreier im letzten Viertel. Das volle Russell-Westbrook-Erlebnis.
Gary Payton II
An einem ruhigen Abend für die großen Namen kam Payton auf 18 Punkte und brachte zudem seine gewohnte Defensivpräsenz, sodass Golden State nicht noch früher unterging. Er setzte Akzente, konnte den mäßigen Auftritt des Teams aber nicht retten.
Spielstatistiken
Hier die Zahlen beider Teams.
Golden State Warriors
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Jimmy Butler | 33:11 | 23 | 8/16 | 6 | 8 | 1 | 2 | -9 |
Draymond Green | 32:31 | 10 | 5/6 | 5 | 6 | 5 | 3 | -5 |
Quinten Post | 8:26 | 4 | 2/3 | 0 | 1 | 0 | 1 | -9 |
Moses Moody | 25:20 | 9 | 4/9 | 0 | 2 | 1 | 2 | -12 |
Stephen Curry | 35:44 | 20 | 6/21 | 7 | 4 | 0 | 3 | -6 |
Jonathan Kuminga | 27:36 | 13 | 4/11 | 4 | 3 | 0 | 1 | -+5 |
Buddy Hield | 20:59 | 2 | 1/4 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Gui Santos | 14:27 | 0 | 0/1 | 0 | 4 | 1 | 0 | -4 |
Kevon Looney | 15:13 | 6 | 3/3 | 0 | 7 | 1 | 1 | -4 |
Gary Payton II | 26:23 | 18 | 8/10 | 1 | 3 | 1 | 3 | -1 |
Denver Nuggets
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Michael Porter Jr. | 40:53 | 21 | 7/18 | 5 | 10 | 0 | 2 | +20 |
Peyton Watson | 35:26 | 13 | 5/8 | 1 | 5 | 4 | 1 | +14 |
Aaron Gordon | 37:04 | 38 | 14/23 | 3 | 3 | 0 | 0 | +13 |
Hunter Tyson | 19:44 | 9 | 4/9 | 2 | 7 | 0 | 2 | -3 |
Russell Westbrook | 42:12 | 12 | 5/18 | 16 | 12 | 2 | 3 | +5 |
Zeke Nnaji | 10:56 | 7 | 2/2 | 0 | 3 | 0 | 1 | -4 |
Vlatko Cancar | 23:54 | 5 | 2/4 | 2 | 8 | 0 | 1 | +3 |
Jalen Pikcett | 10:59 | 3 | 1/6 | 2 | 1 | 0 | 1 | -6 |
Spencer Jones | 18:52 | 6 | 3/4 | 1 | 1 | 1 | 1 | +3 |
(Titelbild: Kelley L Cox-Imagn Images)