Nichts kann die Cleveland Cavaliers aufhalten. Oder zumindest nicht die Milwaukee Bucks. Doc Rivers’ Mannschaft stieß bei ihrem Gastspiel im Fiserv Forum an ihre Grenzen und an das Können des Teams aus Ohio, das sich mit 112:100 durchsetzte und damit seinen 14. Sieg in Folge feierte. Gewinnen sie auch gegen Brooklyn, stellen sie die beste Siegesserie ihrer Franchise-Geschichte ein. Danach werden wir sehen, wer sie aufhalten kann.
Ein Team gegen eine Gruppe
Der Kader der Bucks ist zweifellos talentiert. Spieler für Spieler vielleicht sogar stärker als der der Cavaliers. Aber was die Einheit angeht, gab es heute Abend keinen Vergleich.
Bei Cleveland läuft alles organisch. Es wirkt, als hätte jede Entscheidung einen Zweck, als wüsste jeder Spieler mit Ballbesitz genau, wo seine Mitspieler stehen, wohin sie cutten und wo sich die Lücken im Raum öffnen. Sie zeichnen den Spielzug auf und setzen ihn um.
Die Bucks dagegen reagieren auf das, was der Gegner tut. Alles wirkt mühsamer; zu oft landen sie in genau den Situationen, die die Defense erzwingen will, und müssen schwierigere Würfe nehmen. Giannis und Lillard können das zwar durchziehen, aber nicht auf dem Level, das ein so komplettes Team wie das von Atkinson verlangt.
Dominanz von Beginn an
Diese Unterschiede traten schon im ersten Viertel deutlich zutage. Der Vorsprung war nicht riesig, doch Cleveland hatte stets alles im Griff. Ihre Punkte kamen leichter, ihre Würfe waren freier. Wie eine perfekte Maschine setzten sie die Verteidigung der Bucks mit ihrem ständigen „Annehmen, Angreifen und Passen – Annehmen, Angreifen und Passen“ unter Druck. Egal wie viele Rotationen folgten, es gab immer einen Extra-Pass zu einem freien Spieler.
Genau so, wie sie es die ganze Saison über machen. Und mit fortschreitender Spieldauer zahlte sich diese Gelassenheit aus.
NO 👀 FROM SPIDA FOR THE STRUS THREE. #LetEmKnow pic.twitter.com/No0jB9LQ9Y
— Cleveland Cavaliers (@cavs) March 10, 2025
Im zweiten Viertel, als Giannis und Lillard länger auf der Bank saßen, erwischte es die Bucks erstmals richtig im Abschluss. Das nutzten die Cavaliers, um sich zweistellig abzusetzen. Ähnlich wie Orlando am Vorabend verteidigte Cleveland die Dreierlinie aggressiv und ließ dafür mehr Raum unter dem Korb – gegen ein Team, dem es an konstanten Zug zum Brett fehlt. Diese Schwäche tat den Bucks weh.
Immer das gleiche Muster
Das dritte Viertel war die einzige Phase, in der Rivers’ Truppe wirklich Energie zeigte und kurzzeitig einen Rückstand aufholte – jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Die Aggressivität von Kevin Porter Jr. sorgte für etwas Unvorhersehbarkeit in der Offensive, und für ein paar Minuten schaffte es die Defense, den Gästen die Würfe von draußen wegzunehmen, sodass sie nicht mehr so dominant wirkten. Aber am Ende zeigte sich wieder, was die ganze Saison über passiert.
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— Cleveland Cavaliers (@cavs) March 10, 2025
Und zwar, dass die Bucks gegen die Elite des Ostens erneut keinen Sieg einfahren konnten. Sie kämpfen, die Partien bleiben oft lange offen, doch am Ende gewinnt immer der Gegner. Gegen Boston und Cleveland stehen sie 0–7, und rechnet man die Knicks dazu, sind es 0–9.
Am Ende fügten die Cavaliers ihrem Konto einen weiteren Sieg hinzu, den 54. im 64. Spiel. Sie steuern damit auf eine der besten Regular Seasons aller Zeiten zu. Und sie könnten den Franchise-Rekord, den sie schon im November aufgestellt haben, vier Monate später erneut übertreffen. Ihre Konstanz auf Top-Niveau ist beeindruckend. Hut ab.
Herausragende Akteure
Hier sind die besten Spieler der Partie.
Max Strus
Seine Würfe von draußen brachen Milwaukees Defensive schon in der ersten Hälfte auf. Er versenkte vier Dreier, und die Bucks konnten ihm den Platz nie ganz wegnehmen. Am Ende führte er seine Mannschaft mit 17 Punkten an.
Giannis Antetokounmpo
Weder Mobley noch Allen im Low-Post konnten verhindern, dass er 30 Punkte und 9 Rebounds auflegte. Trotzdem fand er wieder einmal nicht das Mittel, seine Mitspieler einzubinden, da Cleveland ihn eher als Scorer statt als Playmaker agieren ließ.
Jarrett Allen
Doc Rivers schien vor allem Allen beim Pick-and-Roll stoppen zu wollen, was sich als fragwürdig erwies, weil dadurch Clevelands Schützen 18 Dreier treffen konnten. Der Center zeigte eine sehr komplette Vorstellung, traf kluge Entscheidungen in der Offensive und machte den Korb hinten dicht.
Spielstatistiken
Die wichtigsten Zahlen beider Teams.
Milwaukee Bucks
Spieler | Minuten | Punkte | Würfe | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Kyle Kuzma | 31:59 | 14 | 6/13 | 1 | 6 | 0 | 1 | -12 |
Giannis Antetokounmpo | 33:40 | 30 | 13/24 | 3 | 9 | 0 | 2 | -13 |
Brook Lopez | 29:58 | 7 | 2/5 | 0 | 9 | 2 | 0 | -6 |
Taurean Prince | 29:46 | 6 | 2/7 | 3 | 2 | 0 | 1 | -17 |
Damian Lillard | 34:48 | 22 | 8/19 | 4 | 5 | 0 | 2 | -8 |
A.J. Green | 19:35 | 2 | 1/3 | 0 | 3 | 0 | 0 | -8 |
Gary Trent Jr. | 19:51 | 5 | 1/9 | 0 | 1 | 0 | 1 | -7 |
Jericho Sims | 18:02 | 0 | 0/1 | 3 | 10 | 0 | 1 | -6 |
Kevin Porter Jr. | 10:09 | 2 | 1/3 | 2 | 2 | 0 | 0 | -11 |
Tyler Smith | 3:03 | 0 | 0/1 | 0 | 0 | 0 | 0 | +7 |
Andre Jackson Jr. | 3:03 | 0 | 0/0 | 1 | 2 | 0 | 0 | +7 |
Ryan Rollins | 3:03 | 10 | 4/5 | 0 | 1 | 0 | 0 | +7 |
Chris Livingston | 3:03 | 2 | 1/1 | 0 | 0 | 0 | 1 | +7 |
Cleveland Cavaliers
Spieler | Minuten | Punkte | Würfe | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Max Strus | 22:15 | 17 | 6/11 | 2 | 9 | 0 | 1 | +17 |
Evan Mobley | 28:19 | 13 | 5/10 | 2 | 7 | 1 | 3 | +3 |
Jarrett Allen | 30:28 | 11 | 5/6 | 3 | 6 | 1 | 3 | +9 |
Donovan Mitchell | 29:53 | 15 | 4/15 | 6 | 5 | 0 | 1 | +2 |
Darius Garland | 28:36 | 13 | 4/13 | 5 | 5 | 0 | 0 | +11 |
De’Andre Hunter | 18:40 | 6 | 2/6 | 2 | 3 | 0 | 0 | -2 |
Ty Jerome | 18:23 | 9 | 3/9 | 1 | 1 | 0 | 1 | +7 |
Sam Merrill | 19:56 | 9 | 3/6 | 1 | 2 | 0 | 1 | +7 |
Dean Wade | 15:13 | 9 | 3/3 | 1 | 3 | 0 | 1 | +23 |
Isaac Okoro | 16:05 | 5 | 2/3 | 1 | 1 | 0 | 0 | +11 |
Jaylon Tyson | 3:03 | 0 | 0/1 | 1 | 0 | 0 | 0 | -7 |
Tristan Thompson | 3:03 | 2 | 1/3 | 0 | 2 | 0 | 0 | -7 |
Javonte Green | 3:03 | 3 | 1/2 | 0 | 0 | 0 | 0 | -7 |
Craig Porter Jr. | 3:03 | 0 | 0/0 | 0 | 0 | 0 | 0 | -7 |
Unstillbar
Trotz der vielen Siege ruhen sich die Cavaliers kaum auf Erfolgen aus. So sieht es jedenfalls Kenny Atkinson, der betont, dass andere Teams mit Playoff-Erfahrung womöglich einen Gang herunterschalten, während Cleveland weiter nach dem höchsten Niveau strebt.
„Ich denke, wir sind noch hungrig, weil wir wissen, was uns bevorsteht. Wir wissen, dass wir in den Playoffs den nächsten Schritt machen müssen. Diese Gier und dieser Biss sind noch da, weil wir noch nie ganz bis zum Ende durchmarschiert sind. Also können wir uns nicht ausruhen. Wir müssen uns weiter verbessern und haben die Playoffs fest im Blick, wenn es so weit ist. Aber die Spieler verdienen Anerkennung dafür, dass sie dieses Feuer am Leben halten.“
(Cover photo: Michael McLoone-Imagn Images)