Coby White dominiert Sacramento in starker 2. Halbzeit

Die Chicago Bulls der Saison 2024/25 sind ein Erlebnis für sich. Sie sind ein unberechenbarer Mix aus überraschenden Siegen und beschämenden Niederlagen, aus donnernden heißen ...

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Von Niko Jens Schwann

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Die Chicago Bulls der Saison 2024/25 sind ein Erlebnis für sich. Sie sind ein unberechenbarer Mix aus überraschenden Siegen und beschämenden Niederlagen, aus donnernden heißen Phasen und schmerzhaften Einbrüchen, mal wecken sie Hoffnung, mal fragst du dich, wer zur Hölle eigentlich am Steuer sitzt. Und manchmal, wie bei ihrem 128:116-Sieg in Sacramento, passiert all das in derselben Partie.

Eine Geschichte von zwei Halbzeiten

Niemand hätte zur Halbzeit damit gerechnet, dass die Gäste am Ende so deutlich davonziehen würden. Selbst ohne Domantas Sabonis kontrollierten die Kings das Geschehen, trafen aus der Distanz fast nach Belieben und hatten keine Mühe, eine Bulls-Truppe zu bremsen, die uninspiriert wirkte. Doch dann kam Coby White. Und plötzlich änderte sich alles grundlegend.

Dauerfeuer

Bevor White explodierte, bestimmten Malik Monk und Trey Lyles das Geschehen im ersten Viertel und legten eine Dreierquote vor, die an die Warriors von 2015 erinnerte. Mit 15 beziehungsweise 12 Punkten und insgesamt neun verwandelten Distanzwürfen trieben sie ein Kings-Team an, das die ersten zwölf Minuten mit einem 11/16-Blick von jenseits der Dreierlinie beendete – ein perfekter Sturm, dem Chicago nichts entgegenzusetzen hatte.

Diese beeindruckende Trefferquote sorgte zwangsläufig für den ersten größeren Vorsprung, und selbst als sie im zweiten Viertel etwas abkühlte, nutzte das Team von Doug Christie die Bulls weiter eiskalt aus, die nur zuschauten. Ihre Abschlussschwäche ließ den Rückstand bis auf 19 Punkte (59:40) anwachsen. Alles deutete auf einen mühelosen Heimsieg hin. Doch genau in diesem Moment tauchten erste Zeichen einer Aufholjagd auf.

Angeführt von Nikola Vucevic kam die Mannschaft aus Illinois mit einem 5:15-Lauf zurück, sodass der Rückstand zur Pause etwas erträglicher wurde. Doch diese Schlussphase der ersten Hälfte wäre wertlos geblieben, wenn Coby White nach dem Seitenwechsel nicht explodiert wäre.

Coby oder Kobe?

In der ersten Hälfte war Coby White noch ineffizient, konnte freie Dreier nicht nutzen und versemmelte einige Korbleger – bis auf einen erfolgreichen Fast-Break blieb kaum Positives hängen. Nach der Pause aber spielte er auf einem Niveau, das mit jedem Superstar der Liga mithalten konnte. Er erzielte in den beiden letzten Vierteln 31 Punkte, drehte das Spiel komplett und schickte die Kings auf die Bretter.

White punktete am Ring, aus der Mitteldistanz, von draußen und zog diverse Fouls, um an die Freiwurflinie zu gehen. Hätte es sein müssen, hätte er wahrscheinlich sogar einen Wurf über den Hinterkopf verwandelt. Diese Offensiv-Explosion krempelte die Partie um, machte den Rückstand der Bulls zunichte und verschaffte ihnen selbst einen Vorsprung, der ihnen neues Selbstvertrauen gab.

Aber nicht nur White sorgte für die Wende. Die Räume, die er erzeugte, öffneten den Bulls neue Möglichkeiten von der Dreierlinie. Während die Kings, die im ersten Viertel kaum danebenwarfen, in der zweiten Hälfte nahezu jeden Distanzwurf liegen ließen, verteidigte Chicago die Dreier besser und erzeugte ein offensives Stottern bei den Hausherren, das nur DeRozan und Monk gelegentlich durchbrechen konnten – allerdings ohne das Bulls-Feuer auf der anderen Seite zu löschen.

Kevin Huerter, der in der Golden 1 Center-Halle als Kings-Spieler einst Hunderte Dreier versenkte, ehrte seine Vergangenheit heute mit einer nahezu perfekten zweiten Halbzeit. Als kongenialer Partner für White und Vucevic kippte er mit seinen Würfen die Partie endgültig zugunsten Chicagos, sorgte für einen zweistelligen Vorsprung und ließ frühzeitig Feierlaune aufkommen.

Dank dieses Erfolgs klettern die Bulls in der Eastern Conference vorbei an Miami auf Platz neun. Vielleicht greifen sie sogar nach mehr, denn bis zu den äußerst launischen Orlando Magic fehlen nur zwei Spiele. Die Bulls hatten lange Zeit selbst mit ihrer Konstanz zu kämpfen, doch mit sechs Siegen aus den letzten acht Partien lässt sich jetzt eine gewisse Stabilität erkennen, die sie weiter nach oben bringen könnte.

Herausragende Leistungen

Neben Coby White haben sich diese Spieler besonders hervorgetan:

Nikola Vucevic

Er holte die Bulls im ersten Durchgang aus dem Tief und unterstützte Whites Ausbruch in Halbzeit zwei. Am Ende stand er nur knapp an einem Triple-Double vorbei: 24 Punkte, 14 Rebounds und 8 Assists.

Malik Monk

Der einzige Kings-Akteur, der in beiden Halbzeiten konstant lieferte. Selbst als seine Würfe von draußen nach der Pause nicht mehr fielen, fand er das Ziel in der Zone und kam so auf 34 Punkte – Topwert für Sacramento.

Kevin Huerter

Nie hätte man dieses Duell als klassisches „Revenge Game“ gewertet. Doch mit 25 Punkten zeigte er ausgerechnet gegen sein Ex-Team seine bislang beste Leistung für die Bulls und versenkte im letzten Viertel drei entscheidende Dreier.

Spielstatistiken

Die Werte beider Mannschaften im Überblick:

Sacramento Kings

Player Minutes Points Shooting Assists Rebounds Blocks Steals +/-
DeMar DeRozan 35:38 22 9/22 5 3 0 1 -21
Keegan Murray 38:19 10 4/8 3 9 2 0 -20
Jonas Valanciunas 15:13 6 3/7 1 5 1 0 -3
Zac LaVine 32:51 8 2/9 5 1 0 1 -4
Malik Monk 34:24 34 12/19 5 1 0 0 -5
Keon Ellis 17:35 0 0/2 0 2 0 2 -6
Trey Lyles 24:12 22 6/11 3 6 1 0 -6
Devin Carter 20:08 4 2/5 2 2 0 0 +5
Jake LaRavia 21:40 10 3/3 3 7 1 0 0

Chicago Bulls

Player Minutes Points Shooting Assists Rebounds Blocks Steals +/-
Kevin Huerter 37:21 25 10/16 7 5 1 4 +16
Matas Buzelis 14:56 5 2/5 0 1 1 0 -10
Nikola Vucevic 32:17 24 9/14 8 14 0 0 +18
Coby White 38:13 35 10/18 5 1 0 0 +10
Tre Jones 33:26 15 6/10 7 4 0 2 +8
Dalen Terry 20:06 9 2/6 2 5 0 1 +6
Julian Phillips 27:22 2 1/8 0 6 0 1 +18
Patrick Williams 28:39 7 2/5 3 1 0 1 +2
Zach Collins 7:40 6 3/4 0 3 0 0 -8

(Cover photo: Ed Szczepanski-Imagn Images)

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