Wie hätten diese Dallas Mavericks wohl ausgesehen, so wie Nico Harrison sie sich vorgestellt hatte? Wir werden es nie erfahren. Man kann einem Team, das direkt nach dem Luka-Doncic-Trade von Ausfällen dezimiert wurde, aber trotzdem genug Willen und Kampfgeist bewies, um ein Playoff-Ticket zu jagen, keinen Vorwurf machen.
Nach und nach kehrten alle zurück – bis auf einen, der wegen der Schwere seiner Verletzung bis 2026 ausfiel. Kyrie Irving, nur von Anthony Davis überstrahlt, war der beste Teil der Mavs.
Wäre er dabei gewesen, hätte sich die Geschichte vielleicht anders entwickelt. Doch ohne den Point Guard und nachdem sie die erste Hürde gegen Sacramento genommen hatten, blieben diese Mavericks – die 2024 noch NBA-Finalist waren – am Ende im Niemandsland hängen. Das Play-In: monatelang heiß begehrt, innerhalb von drei Tagen aufgegeben.
Damit wartet auf die Oklahoma City Thunder in der ersten Playoff-Runde (Start am Sonntag) also Memphis, das Dallas mit 120:106 schlug. Exakt derselbe Endstand, mit dem die Texaner die Kings zwei Tage zuvor überrollt hatten.
Weichenstellung im ersten Viertel
Ja Morant verkündete der ganzen Welt, dass er nicht zurückweichen würde, obwohl sein Knöchel auf doppelte Größe anschwoll. Angeführt von ihm stürmten Tuomas Iisalos Mannen aufs Parkett, legten ein erbarmungsloses Tempo vor, dem die Gegner nichts entgegenzusetzen hatten, und gingen mit 39:24 aus dem ersten Viertel, in dem Morant 12 seiner insgesamt 22 Punkte auflegte.
JA MORANT MY GOODNESS 😱🤯 pic.twitter.com/HFalGZPeMo
— NBA (@NBA) April 19, 2025
Die nächsten zwölf Minuten boten das gleiche Bild, und es sah so aus, als würde jede Spannung fürs restliche Spiel fehlen. Die Hausherren lagen zeitweise mit 25 Punkten vorne, weil Desmond Bane (nochmals 22 Punkte) offensiv aufblühte.
Eine Armee namens Davis
Wer lieferte auf der anderen Seite wenigstens einen Hauch von Gegenwehr? Anthony Davis, riesig in jeder Hinsicht, aber meist auf sich allein gestellt.
Ob Power Forward oder Center – er war beides. Tatsächlich war er alles und noch mehr in der Zone, ein erneuter Beweis dafür, dass er, selbst wenn er nicht Luka Doncic heißt, ein Ausnahmetalent ist. Zur Halbzeit hatte er fast die Hälfte der Punkte seines Teams gesammelt (22 von 49) und beendete das Spiel mit 40 Punkten und 9 Rebounds.
Dank Davis blieb die Truppe von Jason Kidd wenigstens so weit im Spiel, dass sie zur Pause noch ‘am Leben’ war und nur mit 17 Zählern zurücklag. Unter der psychologischen 20-Punkte-Marke.
Comeback vereitelt
Der einzige Anflug einer Dallas-Aufholjagd kam kurz nach dem Seitenwechsel – natürlich angetrieben von Anthony Davis und einem Klay Thompson (18 Punkte), der ihm wenigstens etwas Rückendeckung gab. Der Rückstand schrumpfte auf sieben. Näher kam Dallas dem Duell mit OKC in Runde eins aber nicht.
Erst Morant, dann Bane – und es gab noch einen weiteren Teil des Grizzlies-Trios, der glänzen wollte. Jaren Jackson Jr. übernahm in diesem Moment und steuerte im dritten Viertel 12 Punkte bei, wodurch der Vorsprung wieder auf fast 20 anwuchs.
Ein langsames Ende ohne Gegenwehr
Damit war der Patient im Grunde schon verloren, und kein Defibrillator brachte die Mavs oder dieses Spiel zurück ins Leben. Davis musste angeschlagen fünf Minuten vor Schluss raus, als ein Wunder längst außer Reichweite war.
Die Grizzlies (mit 11 Punkten durch Santi Aldama, 13 von Scottie Pippen Jr sowie einem Double-Double aus 15 Punkten und 11 Rebounds von Zach Edey, womit sie vier Spieler in zweistelliger Punktausbeute hatten) verteidigten ihr Polster und retteten eine Saison, die bei einem Playoff-Verpassen ein Desaster geworden wäre – ungeachtet dessen, welche Entscheidungen im Sommer anstehen.
Herausragende Akteure
Die drei größten Namen dieses Play-In-Finales in der Western Conference.
Ja Morant
Er ging mit Fragezeichen in die Begegnung und beendete sie als der Anführer, den sein Team brauchte, gekrönt von einer bärenstarken ersten Hälfte. Ergebnis: 22 Punkte, 9 Assists, 7 Rebounds und 3 Steals.
Anthony Davis
Du konntest nicht mehr von jemandem verlangen, der nach einem Schock-Trade sein Superstar-Profil ausfüllen musste. Doch selbst 40 Punkte reichten nicht, um sein Team in seiner Spielzeit vorn zu halten. Davis schloss mit einer -12 in der Plus-Minus-Statistik ab.
Desmond Bane
Er übernahm an der Dreierlinie, damit Ja Morant nicht allein alles schultern musste: 22 Punkte, 9 Assists und 2 Steals. Seine sechs Ballverluste gerieten angesichts seines starken Auftritts – und natürlich des Ergebnisses – in den Hintergrund.
(Titelfoto von Petre Thomas-Imagn Images)