Deutschland dominiert im halben Tempo

Die Sportgeschichte ist voller unglaublicher Geschichten von Ausdauer. Teams, die klar unterlegen sind und trotzdem 200 % geben, zeigen eine außergewöhnliche Wettbewerbsfähigkeit und landen am ...

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Von Niko Jens Schwann

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Die Sportgeschichte ist voller unglaublicher Geschichten von Ausdauer. Teams, die klar unterlegen sind und trotzdem 200 % geben, zeigen eine außergewöhnliche Wettbewerbsfähigkeit und landen am Ende einen heldenhaften Sieg, mit dem niemand gerechnet hat. Allerdings bot das Duell zwischen Germany und Great Britain genau das Gegenteil.

Die Deutschen erfüllten nicht nur die Prognosen eines lockeren Siegs, sondern zeigten sogar, dass diese Erwartungen noch zu bescheiden waren. Ohne ihren üblichen Einsatz in puncto Aggressivität und Schnelligkeit abrufen zu müssen, fuhren sie einen überzeugenden 120:57-Erfolg ein und zerstreuten sämtliche Zweifel (sofern es überhaupt welche gab) an der Ausrichtung der beiden Teams in diesem Turnier: Die einen wollen Europas Beste werden, die anderen versuchen, seit 2013 endlich wieder einen EuroBasket-Sieg einzufahren.

Lass es so schnell wie möglich enden

Im ersten Viertel gab es einen kurzen Moment, in dem die Briten hoffen durften, dass die fehlende Intensität ihrer Gegner das Spiel eng halten könnte. Doch diese Zuversicht hielt nicht lange. Sobald die Deutschen das Gaspedal nur minimal durchdrückten, war klar, dass es keinen echten Wettkampf geben würde.

Das deutsche Team erwies sich als talentierter, geschickter, größer, stärker – jede basketballerische Eigenschaft, die dir einfällt. Und selbst wenn du nur mit Herz und Kampfgeist gewinnen willst, brauchst du etwas zum Festhalten. Den Briten fehlte genau das. Nach diesem kurzen Anflug von Optimismus lief jede Aktion zugunsten Germanys, und der Vorsprung wuchs so rasch wie Yao Ming in seinen Teenagerjahren. Damit war auch der letzte Funke Kampfgeist bei Great Britain erloschen.

Während Great Britain sich abstrampelte, um überhaupt einen halbwegs vernünftigen Wurf zu bekommen, fielen die deutschen Punkte fast wie von selbst. Es gab keine Gegenwehr gegen ihr Umschaltspiel, sie konnten die Zone attackieren und wieder nach außen ablegen, ohne Probleme. Und ihre schnelle, präzise Ballbewegung blieb völlig ungestört. Wenn du auf die beste Offensive des Turniers triffst, ist das Ergebnis vorhersehbar. Aus der anderen Perspektive ist es alles andere als schön.

Keine Gnade

Am deutlichsten war, dass Ibrahimagics Männer die Arbeit bis zum Schluss ernst nahmen. Selbst bei einer Führung von rund 50 Punkten ließ der Coach wichtige Spieler wie Dennis Schröder und Franz Wagner weiter auf dem Parkett – vielleicht, um neue Details auszuprobieren oder weil bei einem möglichen Dreiervergleich mit Litauen und Finnland der basketaverage entscheidend sein könnte.

Und obwohl beide Stars mehr Pausen bekamen als sonst und die Rotation größer wurde, wirkte es doch so, als wollten sie den Vorsprung so hoch wie möglich schrauben. Sie versuchten, einen Mittelweg zu finden zwischen nicht zu hartem Pushen im Hinblick auf kommende Begegnungen und keinem zu großen Nachlassen, um am average zu feilen. Dem Endergebnis nach zu urteilen, ist ihnen das vollauf gelungen.

Herausragende Akteure

Diese Spieler glänzten in der Partie Germany–Great Britain besonders.

Tristan da Silva

Heute war der Tag für Akteure, die sonst weniger im Rampenlicht stehen, offensiv mehr Verantwortung zu übernehmen. Und der Orlando-Magic-Mann nutzte das aus: Er erzielte 25 Punkte, traf 10 seiner 12 Würfe aus dem Feld und versenkte 5 von 7 Versuchen von jenseits der Dreierlinie.

Franz Wagner

Von Beginn an wirkte es, als wolle er sich eher über seine Passqualitäten als über das Scoring ausweisen. Doch wenn dir die Punkte zufliegen, ist es schwer, nicht in beiden Bereichen zu liefern. Der Forward tat genau das und beendete das Spiel mit einem Double-Double aus 18 Punkten und 10 Assists.

Dennis Schröder

Trotz der überwältigenden Dominanz Germanys stand er fast 25 Minuten auf dem Feld und erzielte dabei 19 Punkte. Mitunter zeigte er Einlagen, die schier unmöglich wirkten – was bei ihm immer noch besser ist, als ihn zu zurückhaltend zu erleben.

(Cover photo: FIBA)

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