Seit dem Moment des trade war diese Nacht in jedem Kalender rot markiert. Der verlorene Sohn kehrte nach Dallas zurück. Dort empfing man Luka Doncic mit offenen Armen und Nico Harrison mit Fackeln, um unmissverständlich zu zeigen, ob man jetzt Mama oder Papa nach der Scheidung lieber hatte. Und so bewegend der Empfang auch war, Mitleid löste er nicht aus bei einem Mann, dem dieses Wort offenbar fremd ist, während er die Lakers zu einem 112:97-Sieg führte.
Vielseitiges Schaulaufen
Doncics 45 Punkte, 8 Rebounds, 6 Assists und 4 Steals im American Airlines Center hatten für jeden Anwesenden eine andere Bedeutung. Für die Heimfans war es ein „Danke für alles“ – in der einzigen Form, die Luka kennt. Ein grandioser Basketballabend, wie so viele zuvor. Für die Lakers bedeutete es „Mach dich bereit für die Playoffs“, denn mit diesem Sieg machten sie ihr Ticket endgültig klar.
Und für Nico Harrison war es eher ein „Was hast du dir bloß dabei gedacht?“ Etwas, das sich der general manager beim Anblick dieses Spektakels womöglich immer wieder stumm fragte.
Nico Harrison viendo el recibimiento de Luka Doncic de anoche en Dallas:
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— nbamaniacs (@nbamaniacs) April 10, 2025
Von eigenen Tränen zu fremden
Doncic machte von Beginn an klar, was er vorhatte. Gleich nach dem Tribute-Video der Mavericks, noch Tränen auf den Wangen, legte der Slowene los. Die ersten Würfe gingen zwar teils daneben, doch er fand schnell seinen Rhythmus.
Er startete mit einem Jumper aus der Mitteldistanz, den die Halle wie einen Heimbasket bejubelte, gefolgt von einem Layup im Fastbreak. Dann kamen die Dreier, gegen die kaum eine Verteidigung etwas ausrichten kann. Selbst wenn diese Verteidigung in einem symbolischen Twist Anthony Davis heißt – Teil des rätselhaftesten Trades aller Zeiten, angeblich im Namen von Defense und Titeln.
Luka sammelte 14 Punkte im ersten Viertel. Im zweiten zog er das Tempo weiter an, statt sich zurückzulehnen. Mehr Dreier, mehr Korberfolge, weitere Assists, sogar Steals. Manchmal fixierte er Harrison, als wolle er ihn fragen, wie er jetzt die Defense finde. Er kam offensichtlich zu diesem Wiedersehen mit einem einzigen Ziel: glänzen. Zur Halbzeit hatte er schon 31 Punkte.
Verstärkung trifft ein
Fairerweise hielten die Mavericks diese 31 Punkte ziemlich gut aus. Mit Naji Marshall, der immer wieder die Zone attackierte, und einer ausgeglichenen Teamleistung ließen sich Jason Kidds Spieler davon nicht aus der Ruhe bringen und blieben bis zur Pause dran. Darauf reagierten die Lakers in der zweiten Halbzeit mit ihrem schweren Geschütz.
Nun stieg LeBron James in die Party ein. Er profitierte von der Aufteilung, in der der Slowene vorlegt und er später in den wichtigen Momenten übernimmt. Seine Dominanz in Korbnähe entfachte LeBrons Offensivkraft und verschaffte Redicks Team einen zweistelligen Vorsprung. Dallas versuchte noch einmal zurückzukommen, doch das machte den nächsten Schlag nur umso heftiger.
Der Mann aus Akron nahm die Sache persönlich, zog immer wieder entschlossen zum Korb und sorgte so für die Entscheidung. Gemeinsam mit dem unbarmherzigen Doncic folgte im letzten Viertel ein 14:1-Lauf, der Dallas alle Hoffnungen raubte – ein schmerzhaftes Signal, wie unterschiedlich die Lage seit dem Trade ist.
LUKA.
40-BALL IN HIS DALLAS RETURN.
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— NBA (@NBA) April 10, 2025
Die Lakers stehen in den Playoffs. Ihr 49. Sieg sichert ihnen mindestens Platz sechs im Westen und bringt sie dem dritten Seed näher. Die Mavericks hingegen müssen zittern. Die Teilnahme am Play-in steht zwar fest, doch durch diesen Rückschlag bleiben sie Zehnter und brauchen jetzt einen Coup, um überhaupt in Runde eins zu kommen.
Wichtige Akteure
Diese Spieler ragten besonders heraus.
Luka Doncic
Er war sowieso das zentrale Thema des Abends. Eigentlich hatte er in Los Angeles zuletzt oft mit schwankender Effizienz zu kämpfen, doch nicht dieses Mal: 16/28 aus dem Feld und 7/10 von jenseits der Dreierlinie. Sein Comeback in Dallas sollte glanzvoll werden, und das hat er eindrucksvoll abgeliefert.
LeBron James
Er überließ Doncic zunächst die Bühne, um sich dann Stück für Stück in Szene zu setzen. Am Ende kam er auf 27 Punkte, obwohl er von draußen fast nichts versuchte. Brauchte er auch nicht.
Rui Hachimura
Er kam vor allem in der zweiten Halbzeit auf Touren, erzielte dort 12 seiner 15 Punkte und half Luka und LeBron dabei, den Sack zuzumachen. Da Reaves neben sich stand und kaum jemand von der Bank traf, war sein wachsendes Selbstvertrauen im Verlauf der Partie entscheidend.
Spielstatistiken
Hier die Zahlen beider Teams.
Dallas Mavericks
Player | Minutes | Points | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
P.J. Washington | 32:35 | 14 | 4/12 | 3 | 5 | 1 | 2 | -25 |
Anthony Davis | 33:22 | 13 | 5/13 | 6 | 11 | 1 | 0 | -10 |
Dereck Lively | 15:11 | 6 | 3/3 | 0 | 0 | 0 | 1 | -17 |
Klay Thompson | 27:48 | 6 | 2/8 | 1 | 2 | 0 | 0 | -19 |
Naji Marshall | 36:22 | 23 | 9/14 | 8 | 4 | 0 | 1 | -9 |
Spencer Dinwiddie | 29:11 | 5 | 1/1 | 4 | 3 | 0 | 0 | 0 |
Max Christie | 27:38 | 11 | 5/8 | 3 | 3 | 2 | 1 | -7 |
Caleb Martin | 21:11 | 9 | 3/7 | 2 | 3 | 0 | 1 | +4 |
Daniel Gafford | 15:07 | 10 | 4/6 | 3 | 6 | 2 | 0 | +7 |
Dwight Powell | 1:35 | 0 | 0/0 | 0 | 1 | 0 | 0 | +1 |
Los Angeles Lakers
Player | Minutes | Points | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Rui Hachimura | 37:30 | 15 | 5/10 | 2 | 2 | 0 | 1 | +21 |
LeBron James | 36:17 | 27 | 11/20 | 3 | 7 | 0 | 1 | +18 |
Jaxson Hayes | 13:31 | 3 | 1/3 | 0 | 5 | 0 | 2 | -9 |
Austin Reaves | 38:27 | 11 | 4/10 | 4 | 4 | 0 | 1 | +19 |
Luka Doncic | 38:03 | 45 | 16/28 | 6 | 8 | 0 | 4 | +26 |
Dorian Finney-Smith | 32:53 | 5 | 2/8 | 5 | 5 | 0 | 1 | +29 |
Gabe Vincent | 17:10 | 2 | 1/5 | 0 | 1 | 0 | 0 | -16 |
Jordan Goodwin | 8:34 | 0 | 0/1 | 0 | 2 | 0 | 2 | -2 |
Jarred Vanderbilt | 12:51 | 2 | 1/4 | 1 | 5 | 0 | 2 | -9 |
Dalton Knecth | 1:35 | 2 | 1/1 | 0 | 0 | 0 | 0 | -1 |
Trey Jemison | 1:35 | 0 | 0/0 | 0 | 0 | 0 | 0 | -1 |
Bronny James | 1:34 | 0 | 0/0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Emotionaler Abend
All das machte es für Doncic nicht leichter. Nach dem Spiel gab er zu, dass ihn die Gefühle übermannt hatten: „Nach dem Tribute-Video dachte ich: ‚Ich kann heute nicht spielen.‘ Das war einfach zu viel.“
Doch am Ende, umringt von seinen Mitspielern und den „Luka, Luka“-Rufen der Fans, wirkte alles anders: „Jeder steht hinter mir, vom Coaching-Staff bis zu den Spielern. Wir wollen etwas Besonderes aufbauen, und das ist bislang wunderschön.“
(Cover-Foto: Jerome Miron-Imagn Images)
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