Frankreich entlarvt Spaniens Schwächen

Der erste wirklich ernsthafte Test vor dem Eurobasket endete mit einer weiteren Niederlage für Spanien. Scariolos Mannschaft unterlag Frankreich 75:67 in einem Spiel voller Höhen ...

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Von Niko Jens Schwann

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Der erste wirklich ernsthafte Test vor dem Eurobasket endete mit einer weiteren Niederlage für Spanien. Scariolos Mannschaft unterlag Frankreich 75:67 in einem Spiel voller Höhen und Tiefen. Dabei zeigte sich, dass sie möglicherweise gar nicht so weit hinter einem der Turnierfavoriten liegen, zugleich aber in entscheidenden Bereichen deutliche Schwächen offenbarten, die letztlich den Unterschied machten.

Ein anderes Tempo

Über physische Unterschiede zu sprechen mag wie ein Klischee klingen, doch es war unvermeidlich. Der Unterschied in Größe, Kraft und Explosivität zwang Spanien die ganze Partie über zum Hinterherlaufen und machte sie beim Rebound chancenlos. Vor allem wurde dies deutlich, als Frankreich seine Verteidigung nutzte, um das Spieltempo zu diktieren und von dort aus den Ton anzugeben.

Der hohe Druck am Ball erwischte Sergio de Larrea und Mario Saint-Supéry offenbar unvorbereitet. Obwohl sie noch sehr jung sind, mussten sie die Offensive der Hausherren steuern und hatten dabei mit der erdrückenden Präsenz des französischen backcourt zu kämpfen. Ständige Hände in den Passwegen und unnachgiebige Verteidiger führten zu zahllosen Fehlern – die wiederum in Fastbreak-Punkte mündeten und Frankreichs Vorsprung stetig wachsen ließen. Es war alles andere als ein idealer Start für Spanien. Doch genau dieser Tiefpunkt eröffnete ihnen auch eine Chance zum Aufbäumen.

Sobald sie verstanden, was geschah, reagierten die Spanier. Nach einem Rückstand von bis zu 15 Punkten gelang es ihnen, den Lauf der Franzosen zu stoppen und das Tempo zu drosseln. Sie forcierten ein Spiel über das Halbfeld, in dem Frankreich nicht mehr so leicht aus Fehlern Kapital schlagen konnte. Physisch blieb die Überlegenheit auf Seiten der Franzosen, vor allem dank Yabusele, der bei beinahe jedem Ballkontakt erneut an die Freiwurflinie ging. Trotzdem schien das langsamere Tempo Spanien zu helfen, und der Rückstand begann zu schrumpfen.

Und tatsächlich kam Spanien nach einem starken Start in die zweite Halbzeit bis auf zwei Punkte heran. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis das Comeback vollendet wäre. Doch dann zog Frankreich erneut das Tempo an.

Und damit folgte ein weiterer Schub.

Gegen den Strom

Ein paar Ballverluste und einfache Körbe im Schnellangriff gaben Frankreich wieder Auftrieb. Von ihrer aggressiven Verteidigung an der Dreierlinie aus beschleunigten sie das Spiel abermals und holten sich ihre gewohnte Dynamik zurück. Spanien ließ sich von dieser Dringlichkeit anstecken und machte Fehler, die ebenso der eigenen Hektik wie dem Druck der Franzosen geschuldet waren. So wurde alle Arbeit, den Rückstand zu verkürzen, zunichtegemacht – ein passendes Bild für die zweite Hälfte.

Von da an begegnete jeder spanische Vorstoß sofort einem Konter. Die Mannschaft von Scariolo kam trotz aller Versuche nie zum Ausgleich – obwohl Willy in der Zone punktete, Juancho im Schlussabschnitt aufdrehte und es gute Phasen in der Verteidigung gab. Doch auf jede spanische Aktion fand Frankreich umgehend eine Antwort.

Zunächst war es Risacher, der mit zwei Treffern in Folge das Spiel fast entschied. Hifi und Hoard sorgten schließlich dafür, dass in den wichtigen Momenten eine Mannschaft über mehr Go-to-Scorer verfügte, die auf Knopfdruck produzierten. Spanien hingegen hatte selbst von der Freiwurflinie aus große Probleme (es war ein regelrechter Albtraum), während die Franzosen genau wussten, wem sie den Ball anvertrauen mussten, um den Deckel draufzumachen.

Herausragende Akteure

Diese Spieler prägten das Duell zwischen Spanien und Frankreich am stärksten.

Guerschon Yabusele

Er brauchte keine große Anzahl an Feldwürfen, um für Spanien zum Albtraum zu werden. Seine Aggressivität und Wucht in der Zone konnten nur mit Fouls gebremst werden, was sich in zahlreichen Problemen für die Hausherren und stetigen Freiwürfen für Yabusele niederschlug.

Willy Hernangómez

Der Center zeigte seine bisher beste Form in der Eurobasket-Vorbereitung. Spanien suchte ihn als zentrale Offensivkraft, und er dominierte die Zone, auch wenn ihm die schwache Freiwurfquote einen perfekteren Abend verwehrte. Natürlich war er nicht der einzige Spanier, der an der Linie haderte.

Zaccharie Risacher

Da sein Dreier anfangs nicht fiel, fiel er zunächst wenig auf. Aber in der Schlussphase trat er als Schlüsselfaktor der Gäste hervor und versenkte mehrere entscheidende Würfe, die Spanien am finalen Comeback hinderten.

(Titelbild: Spanischer Basketballverband)

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