Haliburton, der ‚überschätzte‘ Star, schockt Cleveland

Gar nicht schlecht für den angeblich meistüberschätzten Star der NBA. Die Spieler der Liga selbst hatten Tyrese Haliburton vor Beginn der Playoffs so abgestempelt, und ...

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Von Niko Jens Schwann

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Gar nicht schlecht für den angeblich meistüberschätzten Star der NBA. Die Spieler der Liga selbst hatten Tyrese Haliburton vor Beginn der Playoffs so abgestempelt, und er reagierte auf seine Art: Er führte sein Team mit spektakulären Aktionen zum Sieg. Tatsache ist, dass diese Indiana Pacers sämtliche Erwartungen übertreffen. Gestern Abend, obwohl sie fast von der langen Verletztenliste der Cavaliers profitierten, setzten sie schließlich auf einen Hauch Haliburton-Magie für den spielentscheidenden Wurf. Endstand: 120:119 und eine 2:0-Führung in den Halbfinals der Eastern Conference für Indianapolis.

Indiana lacht zuletzt

Anscheinend gewöhnen sich die Pacers daran, auf jede erdenkliche Weise zu gewinnen. Beherrschten sie Spiel 1 noch von Beginn an, so lagen sie gestern fast die gesamten 48 Minuten hinten. Tatsächlich führten sie erst beim letzten Spielzug, nachdem Cleveland 44 Minuten lang dominiert hatte. Dass sie kurz vor Schluss noch sieben Punkte hinten lagen, machte ein Comeback zwischendurch unmöglich – dachte man zumindest.

Haliburton, geboren für diesen Moment

Was für eine Aktion zum Abschluss! Tyrese Haliburton beherrschte Cleveland nach Belieben, mit der Gelassenheit und Souveränität der ganz Großen. Klar bekam er Hilfe von Max Strus, der den Ball bei drei Punkten Vorsprung und noch 27 Sekunden auf der Uhr an Indiana verlor.

Angesichts der Lage entschied sich Cleveland dafür, Haliburton zu foulen, um keinen Dreier zu kassieren – doch der Plan schlug krachend fehl. Der Point Guard traf den ersten Freiwurf, vergab den zweiten, holte seinen eigenen Rebound, tanzte um Ty Jerome herum und versenkte einen Dreier, der die Halle zum Schweigen brachte.

Das war ein gewaltiges Zeichen von Indianapolis. Sie lagen vor dem letzten Viertel mit 14 Punkten zurück, doch sie weigerten sich aufzugeben. Sie zwangen die Mannschaft von Kenny Atkinson zu Fehlern und starteten einen epischen Endspurt, um sich dem zweiten Einzug in die Conference Finals in Folge zu nähern.

Die Cavaliers ohne Mobley, Hunter und Garland

Die Cleveland Cavaliers haben in dieser Postseason wenig Glück. Schon der Ausfall von Darius Garland war ein harter Schlag, und nun fehlten zusätzlich Evan Mobley und De’Andre Hunter. Ironischerweise schien sie das erst recht anzuspornen, denn phasenweise überrollten sie Indiana.

Mit einem entfesselten Donovan Mitchell, der 48 Punkte auflegte, führte das Team aus Ohio nach dem ersten Viertel mit 17 Zählern und hatte in der Mitte des dritten Abschnitts sogar 20 Punkte Vorsprung. Es hat trotzdem nicht gereicht. Gerade als sie den Sieg zum Greifen nah hatten, brachen sie auf unerklärliche Art ein und kassierten einen 2:10-Lauf in der letzten Minute.

Um ihre Chancen in dieser Serie zu wahren, brauchen die Cavs dringend Verstärkung. Keine der Verletzungen scheint allzu schwer zu sein, aber wer weiß, in welcher Verfassung die Ausfälle zurückkommen – zumal dann zwei Partien in Folge in Indiana anstehen. Falls sie in fremder Halle nicht eine spektakuläre Wende schaffen, droht ihrem bislang starken Saisonverlauf ein bitteres Playoff-Ende.

Herausragende Spieler

Das waren die besten Akteure dieser Partie.

Tyrese Haliburton

Er ist nicht der beste Scorer, aber der entscheidende Mann. Er diktiert das Tempo wie kein anderer und hat ein besonderes Gespür für den spielentscheidenden Wurf. Gestern traf er den Game-Winner aus der Distanz bei noch einer Sekunde auf der Uhr und beendete das Spiel mit 19 Punkten, 9 Rebounds und 4 Assists.

Donovan Mitchell

So explosiv wie eh und je. Der Star der Cavaliers war für Indiana nicht zu bremsen und kam auf 48 Punkte bei 15 von 30 Treffern aus dem Feld, dazu 5 Rebounds, 9 Assists und 4 Steals. Eine Superstar-Leistung.

Myles Turner

Seine Präsenz in der Zone war diesmal deutlich stärker als in Spiel 1. Er erzielte 23 Punkte und griff 8 Rebounds ab. Von zentraler Bedeutung: 5 Blocks rund um den Korb.

Statistiken des Spiels

  • 51,8 % aus dem Feld für die Pacers. Die Verteidigung der Cavaliers funktioniert weiterhin nicht. Traf Indiana in Spiel 1 vor allem von der Dreierlinie, so fanden sie diesmal andere Wege und blieben klar über 50 Prozent Trefferquote.
  • Indiana hält gut in der Zone dagegen. Die 70:38-Dominanz der Cavs aus Spiel 1 wiederholte sich nicht. Rick Carlisle passte an, sodass Cleveland in Spiel 2 zwar 56:50 in der Zone führte, aber damit deutlich weniger als zuvor.
  • Nur 2 Fastbreak-Punkte für Cleveland. Die Cavs kamen nicht ins Laufen. Indiana leistete sich zwar 17 Ballverluste, doch die Hausherren verwandelten das nur in 2 Punkte.

(Photo by David Richard-Imagn Images)

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