Schlechte Nachrichten, kurz und knapp. Keine Zeit zum Durchatmen – es geht schon los: Brandon Miller musste das Spiel der Charlotte Hornets gegen die Philadelphia 76ers nur wenige Minuten nach dem Tipoff verlassen. Heftige Schmerzen in seiner linken Schulter zwangen ihn früh im zweiten Viertel vom Feld und beendeten seinen Abend in der Kabine.
Zweites Saisonspiel, und die Hornets müssen schon jetzt auf Notlösungen zurückgreifen (Josh Green und Grant Williams, beide mit Schulter- bzw. Knieproblemen, fehlten ebenfalls).
Das soll eigentlich Millers großes Jahr werden – der eindeutige Durchbruch. Entscheidend ist aber vor allem die Konstanz, die ihm in der letzten Saison gefehlt hat. Der Shooting Guard kam mit Rückenwind aus dem Auftaktsieg gegen Brooklyn (25 Punkte und 7 Assists). Gegen die 76ers gelangen ihm in 9 Minuten nur 4 Punkte und 1 Assist, bevor er erneut die dunklen Wolken über North Carolina befeuerte, die dort seit Monaten, wenn nicht gar Jahren, aufziehen.
„Wir sorgen uns immer um all unsere Jungs“, sagte Charles Lee nach der Partie stellvertretend für Miller, der sich nicht äußern wollte. „Jedes Mal, wenn einer ausfällt, hoffen wir einfach, dass er okay ist.“
Das Duell versprach Spannung, weil die Hornets schon früh ihre Starting Five anpassten: Neben LaMelo Ball rückte Collin Sexton neu ins Lineup, während Rookie Kon Knueppel (gegen Brooklyn noch in der ersten Fünf) auf die Bank musste. Durch Millers frühen Ausfall bekam Knueppel am Ende 30 Minuten und steuerte 14 Punkte bei (3 von 6 von Downtown).
Trotzdem reichte sein zweistelliges Scoring – ebenso wie das der anderen Rookies Ryan Kalkbrenner (14 Punkte, 7 Rebounds), Bridges (18), Sexton (21) und ein Fast-Triple-Double von Ball (27 Punkte, 10 Rebounds, 8 Assists) – nicht, um ein 76ers-Team zu stürzen, das die Hornets zeitweise in Bedrängnis hatten. Philadelphia drückte aber zum Schlussrunden-Gong aufs Gaspedal.
Starker Endspurt und Philly-Sieg
Fünf Minuten vor Schluss in einem knappen Spiel legte das Heimteam einen entscheidenden 20:7-Lauf hin, erzwang Turnover um Turnover und verwandelte die Ballgewinne in Punkte. So gelang das starke Comeback, das mit 125:121 endete und die Mannschaft unter den vier weiter ungeschlagenen Teams der Eastern Conference (Bucks, Knicks, Bulls, 76ers) hält.
Philadelphia bekam von allen ein bisschen: offensive Führungsstärke (28 Punkte, 9 Assists von Tyrese Maxey), eine gewaltige Präsenz unterm Korb (13 Rebounds in 15 Minuten von Andre Drummond, in der Crunchtime enorm wichtig), vielseitige Produktion (19 Punkte von Kelly Oubre Jr. und 15 Punkte, 8 Assists und 3 Steals von einem Edgecombe, der nach nur zwei Tagen bereits wie ein echter Baller wirkt), kluges Coaching bei der Bank und clutch-Momente (24 Punkte und ein entscheidender Dreier von Grimes) – sowie den Spieler, auf den gerade alle neugierig schauen: Joel Embiid, der nach seinem blutleeren Auftritt gegen Boston erste Zeichen eines Aufschwungs zeigte.
Quentin Grimes breaks down his clutch, game-deciding triple vs. the Hornets 🔊 https://t.co/igcw1VFlen pic.twitter.com/Vvgi7foUyw
— NBA (@NBA) October 26, 2025
«Wenn die Würfe fallen…»
Der kamerunische Center, der 20 Punkte in 20 Minuten auflegte, sagte, er habe sich gegen Charlotte nicht „unbedingt“ besser gefühlt als gegen Boston, lerne aber, mit seiner neuen Minutenbeschränkung umzugehen. Und einfach: „Alles fühlt sich leichter an, wenn die Würfe fallen.“
„Im ersten Spiel ging es mehr darum, langsam reinzukommen und den Rhythmus zu finden. Heute war es mehr so: ‘Okay, ich habe nur 20 Minuten.’ Im ersten Spiel bin ich kein einziges Mal hingefallen, und heute war es bestimmt fünfmal, weil ich in diesem Zeitfenster alles geben muss – sonst bekomme ich keine weitere Chance.“
– Joel Embiid
Er wirkte tatsächlich aggressiver und vertikaler, ist körperlich (und mental) aber noch entfernt von seiner Bestform. Es scheint ratsam, bei Joel in den ersten Wochen behutsam vorzugehen.
Der Schlüssel zum Rhythmus: „ohne Unterbrechungen“ spielen
Nachdem er zugab, nicht zu wissen, wie lange das Trainerteam ihn weiterhin an kurze Einsatzzeiten binden will, erklärte Embiid, dass er sich eine normale Rotation wünscht und dann ab Mitte des dritten Viertels komplett auf der Bank bleiben würde – genau so, wie es Nick Nurse in dieser Partie gemacht hat.
Joel Embiid vs Hornets
20 pts / 2 reb / 4 ast / 2 stl pic.twitter.com/K1ZsiMCjiW
— A Walking Highlight (@11AWH) October 26, 2025
„Ich hätte lieber gar keine Minutenbeschränkung“, räumte er ein. „Aber wenn es sie nun mal gibt, will ich sie so schnell wie möglich abhaken. Je länger ich draußen sitze und nur kurze Stints habe, desto schwerer finde ich in meinen Rhythmus.“
(Titelbild von Bill Streicher–Imagn Images)





