Pistons deklassieren Bulls in historischem Kantersieg

Vor einem Jahr tauchten „Pistons“ und „Blowout“ nur im selben Satz auf, wenn das Wort „kassieren“ fiel. Doch 2025 ist alles anders. Jetzt verteilt das ...

Foto des Autors

Von Niko Jens Schwann

Veröffentlicht am

Vor einem Jahr tauchten „Pistons“ und „Blowout“ nur im selben Satz auf, wenn das Wort „kassieren“ fiel. Doch 2025 ist alles anders. Jetzt verteilt das Team aus Michigan 40-Punkte-Siege, und wenn es Geschichte schreibt, dann aus den richtigen Gründen. Heute haben das die Chicago Bulls zu spüren bekommen.

132:92 ist schon für sich ein niederschmetterndes Ergebnis. Noch absurder wird es, weil diese Führung bereits in der ersten Halbzeit entstand und die zweite nur Formsache bis zur Schlusssirene war. Wenn du dich fragst: „An welchem Punkt war das Spiel entschieden?“, lautet die einzige logische Antwort: „Ja.“ Ein echter Wettkampf fand nie statt. Chicago diente bloß als Sparring-Partner für ein Pistons-Team, das immer selbstbewusster wird.

Neuer Franchise-Rekord

In der NBA 2025 zur Halbzeit nur 29 Punkte zu erzielen, ist wirklich ein Kunststück im schlimmsten Sinn des Wortes. So viele Punkte macht man normalerweise in einem einzigen Viertel. Und es gibt Spieler, die allein in einer ersten Halbzeit mehr auflegen könnten. Also kam, was kommen musste.

Ein Drama biblischen Ausmaßes

Das erste Viertel endete 34:18 und ließ schon einen leichten Sieg für die Gäste erwarten. Doch im zweiten Abschnitt bekamen die Fans im United Center eine Belohnung für ihr Durchhaltevermögen – vielleicht sogar Freikarten als Entschädigung. Womöglich hätten sie die Tickets nach dieser Vorstellung aber abgelehnt.

Mit einem 37:11-Lauf ließ Detroit die Bulls wie ein Amateurteam wirken, das nur per Verwaltungsfehler in die Liga gerutscht ist. In Illinois lief offensiv nichts zusammen, defensiv gelang keine Gegenwehr. Der Vorsprung wuchs und wuchs. Als zur Halbzeit beim Stand von 71:29 die Sirene ertönte, hatte Bickerstaffs Truppe sich eine bisher nie erreichte Bestmarke gesichert.

Diese 42-Punkte-Führung zur Halbzeit war die größte, die die Franchise jemals in den ersten 24 Minuten herausgeholt hat. Sie übertraf damit den 34-Punkte-Unterschied aus dem Jahr 1969, den man damals (ja, ebenfalls) gegen Chicago verbuchte. Wäre es bei diesem einen Rekord geblieben, dann nur, weil die Pistons nicht mehr brauchten. Hätten sie gewollt, hätten sie den höchsten Blowout der Teamhistorie wohl auch noch geknackt.

24 Minuten Garbage Time

Aber ernsthaft, wer würde auf einen bereits gefällten, zerfetzten und verbrannten Baum noch zusätzlich Holz stapeln? Es gab wenig Grund, in der zweiten Halbzeit weiter aufs Gaspedal zu drücken. Obwohl die Starter das dritte Viertel begannen, fehlte die Intensität. Ohne Druck brauchten die Reservisten nicht lange, um ihre Einsatzzeit zu bekommen und in einer bedeutungslosen zweiten Halbzeit Erfahrung zu sammeln.

Weitere Einträge in den Geschichtsbüchern

Trotzdem brachte der Abend nicht nur eine historische Marke. Ein weiterer Franchise-Rekord fiel – dank eines Spielers, der maßgeblich zum Erfolg der Pistons in dieser Saison beiträgt.

Malik Beasley

Es war wieder ein Abend mit heißer Hand von der Dreierlinie für Malik Beasley. Er traf sieben 3-Pointer bei zehn Versuchen und erhöhte seine Saison-Ausbeute damit auf 212. Damit überbot er den bisherigen Franchise-Rekord für getroffene Dreier, den Saddiq Bey mit 211 im Spieljahr 2021–22 aufgestellt hatte – und bei fast 30 verbleibenden Partien dürfte er den neuen Bestwert wohl noch deutlich ausbauen.

Cade Cunningham

Der Point Guard sicherte sich diesmal zwar kein eigenes Kapitel in der Franchise-Historie, führte sein Team aber erneut an. Mit 20 Punkten, sieben Assists und sechs Rebounds leitete er einen mühelosen Sieg ein.

Ausar Thompson

Sein Bruder steht in den letzten Wochen im Rampenlicht, doch auch der Pistons-Forward setzt mächtige Akzente. Mit vier Steals und zwei Blocks war er ein defensiver Albtraum, der Chicagos Offensivschwäche in der ersten Halbzeit anheizte. Gleichzeitig finishte er am Ring gnadenlos. Am Ende standen 16 Punkte bei einer 7-von-8-Wurfquote auf dem Bogen.

Wichtige Statistiken

Chicago Bulls Detroit Pistons
35/100 Field goals 51/96
14 Fastbreak points 26
30 Defensive rebounds 47
48 Bench points 71

Blamiert

Als die Partie endete, machten die Bulls kein Geheimnis daraus, wie schlimm es sich anfühlt, zu Hause so einen Blowout zu kassieren. Billy Donovan sprach in der Pressekonferenz offen darüber, wie hart das durchzustehen war, und gestand, dass seine Spieler es vermutlich noch heftiger traf.

„Es ist peinlich, da zu sitzen und so etwas über sich ergehen zu lassen, ohne Frage. Ich bin sicher, meine Spieler empfinden das genauso. Niemand will das erleben, schon gar nicht in der eigenen Halle. Weder die Spieler noch die Fans, noch das Trainerteam. Niemand.“

(Titelfoto: David Banks-Imagn Images)

DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN