Es gibt gute Playoff-Debüts. Dann gibt es hervorragende. Darüber stehen perfekte. Und noch eine Stufe höher, in einer ganz eigenen Kategorie, findet sich Spiel 1, das die Oklahoma City Thunder soeben gegen Memphis hingelegt haben.
Der Spitzenreiter der Regular Season eröffnete die Playoffs mit einem Statement-Sieg, der nicht nur den Gegner einschüchtern sollte, sondern auch die anderen 14 Teams im Rennen. Ihr 131:80 war der höchste Sieg in einem Erstrunden-Spiel 1 aller Zeiten und der fünfthöchste in der Playoff-Geschichte. Die Sturmwarnung war kein Scherz. Der erste Donnerschlag hat eingeschlagen.
Wie geht’s jetzt weiter?
Das erste Spiel einer Playoff-Serie führt oft zu Überreaktionen. Jeder Vorsprung wirkt unaufholbar, jedes Problem unlösbar, und der Ablauf scheint in Stein gemeißelt. Doch meistens erweisen sich diese Gefühle als trügerisch, sobald Spiel 2 beginnt.
Doch wenn es ein Spiel gibt, das eine Überreaktion rechtfertigt, dann dieses. Tatsächlich wirkt nach dieser Partie die Prognose eines 4:0-Sweeps kaum übertrieben. Die Grizzlies wirkten wie Spielzeug in den Händen eines Thunder-Teams, das in dieser Konstellation schwer zu schlagen ist. Ihre Dominanz war gewaltig.
Mehr als nur Shai
Und das haben sie geschafft, ohne den Topscorer der Liga auch nur annähernd zu brauchen. Shai Gilgeous-Alexander legte eine ruhige erste Hälfte hin – nach normalen Maßstäben sehr ruhig, nach seinen eigenen extrem still. Doch falls jemand daran zweifelte, wie OKC reagiert, wenn sich die Defense voll auf den Kanadier konzentriert, gab es rasch und eindeutig die Antwort.
Verprügelt zu werden macht nie Spaß, aber die Thunder sind besonders frustrierend, sobald sie spüren, dass sie die Kontrolle haben. Sie richten nicht nur massiven Schaden an, sie löschen auch den letzten Funken Hoffnung beim Gegner. Memphis kam zu keinem Moment zur Ruhe, weil es unmöglich schien, sich gegen dieses Defensiv-Kollektiv irgendwelche Vorteile zu erarbeiten. Jeder Weg in die Zone war versperrt.
Und sobald Oklahoma wieder in Ballbesitz war, brauchten sie oft nicht mehr als drei Sekunden, um zu punkten.
WALLACE SLAMS IT HOME ⛈️
18-5 run now for the Thunder!
MEM/OKC I #NBAPlayoffs presented by Google on ABC pic.twitter.com/edaz1e3c3Q
— NBA (@NBA) April 20, 2025
Diese erste Hälfte wurde von unerbittlichen Rollenspielern geprägt. Das war die Halbzeit von Jalen Williams, Aaron Wiggins und Cason Wallace. Sie waren noch drückender als sonst und drängten die Grizzlies auf magere 36 Punkte zur Pause. Sie wirkten wie ein Team, das zwar nicht unverwundbar ist, aber so nah dran wie möglich.
Keine Gnade
Man könnte denken, dass man nach solch einer ersten Hälfte, mit 32 Punkten Vorsprung zur Pause, schon in Richtung Spiel 2 schaltet und etwas Tempo rausnimmt. Aber vielleicht dachten sie genau das Gegenteil und suchten den Knockout. Sie wollten, dass die Wunde offen bleibt, wenn es am nächsten Dienstag wieder losgeht.
Memphis hat zwar nicht buchstäblich die weiße Fahne geschwenkt, doch mit dem Start ins dritte Viertel die Starter zu schonen und auf der Bank zu lassen, kam aufs Gleiche hinaus. Der psychologische Schlag saß zu tief, und es gab nicht einmal den Willen, das Endergebnis freundlicher zu gestalten. Wozu auch? Jede eingesparte Energie für Dienstag wog mehr, als mit 20 statt 30 zu verlieren.
Die Thunder hingegen hatten noch Lust zu marschieren. Kein Starter spielte mehr als 26 Minuten, doch sie machten konsequent weiter, was sie am besten können: den Gegner dominieren. Sie trieben das Ergebnis in historische Höhen und zeigten, dass ihre Dominanz aus der Regular Season ohne Abstriche auf die Playoffs übertragbar ist.
Herausragende Akteure
Das sind die Spieler, die beim Thunder-Sieg am meisten herausgestochen sind.
Aaron Wiggins
Er war mit 21 Punkten bester Scorer und traf mehrere Dreier, die das Spiel im zweiten Viertel endgültig aufrissen. Normalerweise ist das nicht seine Hauptaufgabe, aber dieser Tag gehörte Spielern wie ihm – und er hat geliefert.
Jalen Williams
Überall zugleich. Aggressiv in der Defense, gefährlich in der Offensive, zeigte er eine Leistung, die sein unendliches Talent betonte. Er passt sich perfekt an die Bedürfnisse des Spiels an, und diesmal konnte er alles auspacken.
Chet Holmgren
Er war einer der Hauptgründe, warum Memphis kaum Punkte in der Zone erzielen konnte. Dazu kamen 19 Punkte mit einer 3-for-4-Quote von jenseits der Dreierlinie. Viel mehr kann man kaum verlangen.
Spielstatistiken
Hier sind die Statistiken beider Teams.
Oklahoma City Thunder
Player | MIN | PTS | FG | AST | REB | BLK | STL | +/- |
Jalen Williams | 25:53 | 20 | 10/16 | 6 | 5 | 1 | 3 | +44 |
Chet Holmgren | 21:08 | 19 | 5/11 | 2 | 10 | 2 | 1 | +25 |
Isaiah Hartenstein | 21:01 | 14 | 7/8 | 5 | 8 | 0 | 1 | +35 |
Luguentz Dort | 21:42 | 12 | 4/8 | 2 | 3 | 1 | 3 | +22 |
Shai Gilgeous-Alexander | 23:06 | 15 | 4/13 | 5 | 3 | 2 | 0 | +28 |
Isaiah Joe | 19:34 | 6 | 2/5 | 1 | 1 | 0 | 0 | +17 |
Cason Wallace | 12:39 | 2 | 1/1 | 3 | 2 | 0 | 1 | +30 |
Alex Caruso | 11:51 | 0 | 0/0 | 4 | 3 | 0 | 0 | +30 |
Jaylin Williams | 18:42 | 9 | 3/5 | 3 | 5 | 2 | 1 | +5 |
Ajay Mitchell | 14:28 | 5 | 2/6 | 2 | 1 | 0 | 0 | -1 |
Aaron Wiggins | 26:17 | 21 | 8/15 | 2 | 1 | 0 | 0 | +21 |
Kenrich Williams | 15:52 | 16 | 3/9 | 1 | 8 | 0 | 2 | +3 |
Dillon Jones | 7:47 | 2 | 1/2 | 0 | 1 | 0 | 0 | -4 |
Memphis Grizzlies
Player | MIN | PTS | FG | AST | REB | BLK | STL | +/- |
Desmond Bane | 27:27 | 9 | 3/12 | 0 | 2 | 0 | 0 | -51 |
Jaren Jackson Jr. | 28:30 | 4 | 2/13 | 2 | 3 | 0 | 1 | -36 |
Zach Edey | 19:39 | 4 | 2/5 | 1 | 9 | 0 | 0 | -38 |
Scotty Pippen Jr. | 22:14 | 2 | 1/9 | 4 | 2 | 0 | 1 | -39 |
Ja Morant | 26:13 | 17 | 6/17 | 4 | 3 | 1 | 0 | -25 |
John Konchar | 25:19 | 2 | 1/4 | 2 | 3 | 0 | 1 | -28 |
Santi Aldama | 19:23 | 5 | 2/6 | 3 | 4 | 0 | 0 | -15 |
Marvin Bagley III | 16:14 | 17 | 8/8 | 0 | 5 | 1 | 2 | -11 |
Vince Williams Jr. | 19:01 | 3 | 1/2 | 1 | 3 | 0 | 1 | -6 |
Jay Huff | 12:00 | 8 | 2/4 | 0 | 2 | 2 | 0 | -2 |
Luke Kennard | 12:00 | 5 | 2/4 | 0 | 3 | 0 | 1 | -2 |
Lamar Stevens | 12:00 | 4 | 2/9 | 1 | 4 | 0 | 0 | -2 |
(Cover photo: Alonzo Adams-Imagn Images)