Thunder kontern mit Kraft

Die Oklahoma City Thunder hatten eine klare Mission: Beweisen, dass sie die Pacers volle 48 Minuten dominieren und ihnen nie ein Wohlfühlmoment schenken können. Nach ...

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Von Niko Jens Schwann

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Die Oklahoma City Thunder hatten eine klare Mission: Beweisen, dass sie die Pacers volle 48 Minuten dominieren und ihnen nie ein Wohlfühlmoment schenken können. Nach dem harten Schlag in Game 1 blieb ihnen keine andere Wahl – oder sie würden schnell am Abgrund stehen. Mit ihrem souveränen 123:107-Erfolg taten sie dann auch alles, um zu zeigen, dass der andere Tag nur ein Ausrutscher war.

Das Team von Mark Daigneault glich die Finals nicht nur aus, sondern wirkte dabei genauso überlegen, wie man es schon vor dieser Serie gewohnt war. Wenn das Ende von Game 1 die nervösen Thunder aus der Nuggets-Serie zurückgebracht hatte, dann weckte der heutige Auftritt das unaufhaltsame Team wieder, das in den Conference Finals die Timberwolves überrollt hatte – und sich damit erneut ganz wie ein ernstzunehmender Titelanwärter präsentierte.

Zurück zu den eigenen Wurzeln

Game 1 begann damit, dass Mark Daigneault sich erstmals dem Stil des Gegners anpasste und anstelle seiner Holmgren-Hartenstein-Formation nur mit einem Big Man startete. Obwohl er dieses Setup auch in Game 2 zunächst nutzte, stellte er schon nach ein paar Minuten beide Center gemeinsam auf – zum ersten Mal in den Finals. Die Thunder hatten nicht vor, sich von den Pacers so leicht in Small-Ball zwingen zu lassen.

Tatsächlich holte der Coach Kenrich Williams zurück in die Rotation – im ersten Spiel war er fast nicht zu sehen – um am Power-Forward-Spot ein paar Zentimeter mehr zu haben. Vielleicht, um noch besser beim Rebound zu arbeiten, vielleicht, um Würfe von draußen effektiver zu contesten. Was auch immer seine Beweggründe waren, es funktionierte.

Die Rückkehr zur Two-Big-Aufstellung erlaubte es OKC, das erste Viertel mit einem Lauf zu beenden. Und die Minuten mit Kenrich als Power Forward verlängerten diesen Schub zu Beginn des zweiten Abschnitts – was letztlich das Spiel entschied. Mit einem 26:9-Run wuchs die Führung auf 23 Punkte. Plötzlich brauchten die Pacers wieder ein Wunder. Diesmal blieb es allerdings aus.

Wie so oft war es die Defense der Thunder, die diesen Lauf antrieb. Haliburton versuchte, das Tempo zu forcieren, wurde dabei aber ungenau, und so zwang OKC die Pacers zu Ballverlusten. Gleichzeitig gab es lange Phasen, in denen Indiana kaum noch Punkte erzielte. Der Unterschied zu Game 1 lag darin, dass die Thunder diesmal einen noch größeren Vorsprung aufbauten – und dank ihrer geschlossenen Teamleistung nicht mehr hergaben.

Ein Abend für alle

Die Pacers schafften es zu keinem Zeitpunkt, den Rückstand wieder in den einstelligen Bereich zu drücken, und sorgten auch nie für echte Unruhe im Paycom Center. Zwar hatten Haliburton, Siakam oder Turner hier und da kleine Highlights, doch das waren eher einzelne Lichtblicke als echte Kollektivaktionen. Unterm Strich fehlte Indiana einfach eine Lösung gegen OKCs Defense.

Und vielleicht war das nicht mal ihr größtes Problem, denn in der eigenen Verteidigung gelang es ihnen nicht, die Thunder genug auszubremsen, um an ein Comeback zu glauben. Shai Gilgeous-Alexander war gewohnt dominant im Pick-and-Roll und brandgefährlich aus der Midrange – wann immer er wollte, war ein Korb drin. Aber er war alles andere als allein. Im Gegensatz zu Game 1 war heute das gesamte Team da.

Chet Holmgren und Jalen Williams setzten früh Akzente und korrigierten ihre zähen Finals-Debüts, aber die eigentliche Überraschung war Aaron Wiggins. Er bestrafte Indianas riskante Strategie – viel Platz an der Dreierlinie zu lassen – indem er fünf seiner acht Dreier traf. Zusammen mit Alex Caruso brachte er Scoring und Energie von der Bank, um den Vorsprung zu halten.

Am Ende lief alles so, wie es viele erwartet hatten, die den Thunder einen leichten Weg zum Ring prophezeien. Aber es war nur ein Spiel. Die Pacers haben in diesen Playoffs noch nie zwei Spiele hintereinander verloren und sie wollen das vor heimischer Kulisse in Game 3 bestimmt nicht anfangen. Bisher hatten sie auf jede schwierige Situation eine Top-Antwort, genau wie jetzt die Thunder. Kommt am Mittwoch die nächste?

Herausragende Spieler

Diese Akteure führten die Oklahoma City Thunder zum Sieg.

Shai Gilgeous-Alexander

Erneut ein starker Auftritt des kanadischen Point Guards. Er bestrafte die aggressive Pick-and-Roll-Defense der Pacers, indem er immer wieder zwischen den Verteidigern hindurchschlüpfte und dann entweder direkt zum Korb ging oder Fouls zog. Eins gegen eins wurde sein Midrange-Jumper zur sicheren Bank. Ergänzt durch seine intensive On-Ball-Defense war das insgesamt ein rundum gelungenes Spiel.

Aaron Wiggins

Nach einem enttäuschenden Game 1 war er in Game 2 die Entdeckung. Seine Dreier öffneten den Thunder den Weg zu einer klaren Führung, die er mit absicherte. Ein Name, den du im weiteren Verlauf der Finals im Auge behalten musst – bleibt er so heiß, sind die Thunder klar im Vorteil.

Alex Caruso

Wie Wiggins überzeugte auch Caruso jenseits der Dreierlinie, attackierte aber zusätzlich im Drive – vor allem im Fastbreak – und punktete so auf verschiedenen Wegen. Er beendete das Spiel sogar als zweitbester Scorer für OKC. Und selbstverständlich blieb seine unermüdliche Defensive ein Trumpf für Daigneault.

Spielstatistiken

Hier die Statistiken für beide Teams.

Oklahoma City Thunder

Player MIN PTS FG AST REB BLK STL +/-
Luguentz Dort 26:26 3 1/3 1 2 0 1 -3
Jalen Williams 33:51 19 5/14 5 5 0 1 +5
Chet Holmgren 27:45 15 6/11 1 6 1 0 +4
Cason Wallace 22:43 4 2/4 1 3 1 2 +12
Shai Gilgeous-Alexander 36:25 31 11/21 8 5 1 4 +5
Isaiah Hartenstein 22:01 3 1/2 4 8 0 1 +17
Alex Caruso 27:05 20 6/11 1 3 0 0 +6
Isaiah Joe 6:27 2 1/3 0 1 0 0 +2
Aaron Wiggins 20:32 18 6/11 1 4 0 1 +24
Kenrich Williams 7:38 0 0/1 2 4 1 0 +15
Ajay Mitchell 2:42 2 0/0 1 1 0 0 -1
Jaylin Williams 2:25 3 1/1 0 1 0 0 -2
Ousmane Dieng 2:00 0 0/0 0 0 0 0 -2
Dillon Jones 2:00 0 0/0 0 0 0 0 -2

Indiana Pacers

Player MIN PTS FG AST REB BLK STL +/-
Aaron Nesmith 25:41 14 5/12 0 4 0 0 -8
Pascal Siakam 29:34 15 3/11 4 7 2 0 -15
Myles Turner 27:16 16 6/12 4 4 0 0 -4
Andrew Nembhard 32:23 11 4/8 4 4 0 3 -17
Tyrese Haliburton 34:16 17 7/13 6 3 2 2 -5
Bennedict Mathurin 21:54 14 4/7 1 2 0 0 -9
Obi Toppin 19:04 3 1/8 2 5 0 1 -9
Thomas Bryant 11:34 1 0/1 0 1 1 0 -1
T.J. McConnell 18:04 11 5/7 6 3 0 2 -6
Ben Sheppard 13:32 3 1/2 0 1 1 1 -8
Johnny Furphy 4:00 0 0/0 0 1 0 0 +1
James Johnson 2:42 2 1/1 0 0 0 0 +1

(Titelbild: Kyle Terada–Imagn Images)

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