Elf aktuelle NBA-Franchises haben in einer regulären Saison noch nie 61 Spiele gewonnen. Es wäre zwar nicht ganz korrekt zu behaupten, die Thunder seien bis gestern das zwölfte Team gewesen, aber völlig abwegig wäre es nicht. Obwohl sie es als Seattle Supersonics schon einmal geschafft hatten, erreichte OKC diese Marke heute früh zum ersten Mal seit dem Umzug und macht damit die Saison 24/25 zu ihrer bisher besten in Oklahoma.
Daigneaults Mannschaft erreichte diesen Meilenstein durch einen 125:104-Sieg gegen Memphis. Das wirkte zwischenzeitlich wie ein Spaziergang, blieb aber bis in die Schlussminuten eng. Wie wir schon oft gesehen haben: Wenn sich ein knapper Schluss andeutet, kann dieses Thunder-Team immer noch einen Gang höher schalten.
Von einer engen Partie zum Kantersieg
Und es war nicht nur knapp; die Grizzlies, die ohne Ja Morant antraten, gingen im vierten Viertel kurzzeitig sogar in Führung. Mit weniger als acht Minuten auf der Uhr schnappte sich das Team aus Tennessee ein 97:99 und träumte von einer Überraschung im Paycom Center, musste dann aber schmerzlich erfahren, wie zerstörerisch OKCs Defense sein kann.
Erster Push
Das Heimteam hatte schon früher versucht, das Spiel zu öffnen, indem es gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit einen 10:0-Lauf hinlegte und auf 14 Punkte davonzog. Nach einer eher entspannten ersten Hälfte, in der abgesehen von Shai keiner von Daigneaults Spielern großen Schaden anrichtete, erwischte dieser Run nach der Pause die Grizzlies auf dem falschen Fuß. Sie nahmen den ersten Schlag aber weg und blieben dran.
Angeführt von Jaren Jackson Jr. und ihrer gewohnten Teamarbeit arbeitete sich Jenkins’ Truppe allmählich heran und zog das Spiel wieder auf ihre Seite. Die Gäste machten einen soliden Job, die Produktion von Shais Nebenleuten zu unterbinden. Anders als andere Teams, die in Panik geraten, sobald Shai den Ball auf den Boden bringt und gleich fünf Verteidiger losschicken, beschlossen die Grizzlies, dass sie den Guard lieber allein schlagen lassen, statt ihm freie Räume zu geben.
66 STRAIGHT 20+ PT GAMES FOR SHAI ‼️
This one is a part of an 10-0 Thunder run to begin the second half ⛈️ pic.twitter.com/JD2qabaXgT
— NBA (@NBA) March 28, 2025
Der Schaden, den der Kanadier in der ersten Halbzeit angerichtet hatte, änderte an diesem Plan wenig. Im dritten Viertel begannen sie endlich, den MVP-Kandidaten zu Fehlern zu zwingen. Er sammelte zwar weiter Punkte, jedoch weniger effizient. Und abgesehen von dieser frühen Druckphase kam vom Rest der Thunder wenig, was Memphis die Möglichkeit gab, den Rückstand zu verkürzen, bis JJJ sie wieder in Führung brachte.
Der Schredder
Aber dann tauchten die echten Thunder auf. Die Version, die jedes Team in Schutt und Asche legt und den Boden so versalzt, dass nichts mehr wächst. Die, die mit einer selten gesehenen Defense ein Spiel in Sekunden sprengen kann.
Ab dem Moment, als sie auf 97:97 stellten, blieb Memphis ganze vier Minuten ohne einen einzigen Punkt. Als sie endlich wieder trafen, lagen sie schon mit 15 hinten. Doch das bremste OKC nicht. Sie verlängerten die Grizzlies-Flaute und ließen nur noch einen Korb zu, was schließlich in einem Endstand von 125:104 mündete. Innerhalb eines Wimpernschlags war ein Spiel entschieden, in dem Memphis zehn Minuten vorher noch gute Chancen hatte.
The OKC crowd goes WILD after this Hartenstein fastbreak slam 👏👏
Thunder lead 104-99 with under 6 minutes to go on NBA League Pass! pic.twitter.com/ymkoSLzicA
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Die Erklärung liegt in einer erdrückenden Defense, in der jeder Angreifer gleich zwei Verteidiger vor sich hat, überall Hände auftauchen und der Druck so intensiv ist, dass Spieler den Ball nur abgeben, um Luft zu holen. Gepaart mit einem atemberaubenden Tempo, das diese Defense unmittelbar in Offense umwandelt und alle fünf Spieler auf dem Parkett aktiviert. Und plötzlich liegst du 20 Zähler hinten.
Die Thunder haben jetzt acht Siege in Serie und ihr Ziel ist klar: Es soll die beste Saison der Franchise-Geschichte werden, ohne dass der Umzug nach Oklahoma sie relativiert. Dafür brauchen sie noch vier weitere Erfolge. In ihrem aktuellen Rhythmus könnte das schon in vier Spielen Realität sein.
Herausragende Spieler
Das waren die Top-Leistungen des Spiels.
Shai Gilgeous-Alexander
Konstant und unermüdlich wie immer. Gleich zu Beginn des dritten Viertels verlängerte er seine Serie von 20-Punkte-Spielen in Folge auf 66 und legte bis zur Schlusssirene weiter nach. Am Ende standen 37 Zähler auf seinem Konto – ein Wert, der für ihn dank vieler Glanzvorstellungen fast alltäglich wirkt.
Isaiah Hartenstein
Offensiv blieb er bis ins letzte Viertel etwas im Hintergrund, wo er acht seiner 18 Punkte erzielte. Er machte aber ein bisschen von allem und bestätigte einmal mehr seinen Status als einer der besten Deals des Sommers. Er war entscheidend bei den Rebounds und hielt die Zone gefährlich.
Jaren Jackson Jr.
Der beste Mann bei den Grizzlies und der Hauptgrund, warum sie bis ins vierte Viertel eine Chance hatten. Seine 27 Punkte hielten das Team lange am Leben. Doch als es schließlich darauf ankam, konnte er der besten Defense der Liga allein nichts mehr entgegensetzen.
Spielstatistiken
Hier sind die Statistiken beider Teams.
Oklahoma City Thunder
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Jalen Williams | 29:13 | 20 | 6/12 | 4 | 5 | 0 | 0 | 0 |
Chet Holmgren | 24:53 | 4 | 2/9 | 2 | 9 | 0 | 0 | +4 |
Isaiah Hartenstein | 29:28 | 18 | 5/9 | 4 | 11 | 2 | 2 | +16 |
Luguentz Dort | 29:07 | 9 | 3/8 | 5 | 1 | 0 | 3 | +27 |
Shai Gilgeous-Alexander | 33:35 | 37 | 15/25 | 6 | 3 | 0 | 3 | +26 |
Kenrich Williams | 20:08 | 8 | 3/5 | 1 | 2 | 1 | 0 | -2 |
Jaylin Williams | 7:42 | 3 | 1/2 | 0 | 3 | 0 | 0 | +6 |
Isaiah Joe | 21:28 | 7 | 2/6 | 2 | 4 | 0 | 0 | +15 |
Carson Wallace | 27:37 | 10 | 4/6 | 2 | 3 | 0 | 1 | +10 |
Alex Caruso | 10:11 | 6 | 2/5 | 1 | 3 | 1 | 0 | 0 |
Adam Flagler | 2:13 | 0 | 0/1 | 0 | 1 | 0 | 0 | +1 |
Branden Carlson | 2:13 | 3 | 1/2 | 0 | 0 | 0 | 0 | +1 |
Dillon Jones | 2:13 | 0 | 0/0 | 1 | 0 | 0 | 0 | +1 |
Memphis Grizzlies
Spieler | Minuten | Punkte | FG | Assists | Rebounds | Blocks | Steals | +/- |
Jaylen Welles | 28:11 | 13 | 3/6 | 0 | 5 | 0 | 0 | 9 |
Santi Aldama | 26:05 | 10 | 3/9 | 5 | 5 | 0 | 1 | -20 |
Jaren Jackson Jr. | 30:43 | 27 | 9/21 | 4 | 2 | 2 | 0 | -11 |
Desmond Bane | 31:48 | 3 | 1/12 | 6 | 2 | 0 | 1 | -30 |
Scotty Pippen Jr. | 31:26 | 17 | 5/10 | 7 | 10 | 0 | 5 | -10 |
Jay Huff | 17:57 | 8 | 3/5 | 1 | 2 | 1 | 0 | 0 |
Luke Kennard | 26:27 | 9 | 3/4 | 1 | 5 | 0 | 0 | -2 |
Vince Williams Jr. | 18:15 | 7 | 3/7 | 3 | 0 | 0 | 0 | -12 |
Zach Edey | 17:01 | 8 | 2/2 | 1 | 4 | 1 | 0 | -6 |
John Konchar | 7:28 | 0 | 0/1 | 0 | 1 | 0 | 2 | -3 |
Lamar Stevens | 2:25 | 2 | 1/2 | 0 | 0 | 0 | 0 | -1 |
Cam Spencer | 2:13 | 0 | 0/0 | 0 | 0 | 0 | 0 | -1 |
(Titelbild: Alonzo Adams–Imagn Images)