Nachdem Litauen in Gruppe B gegen Großbritannien vorgelegt hatte, wollte Deutschland gegen Montenegro nachziehen. Und man kann sagen, sie gingen sogar noch weiter. Die amtierenden Weltmeister setzten mit einem dominanten 106:76-Erfolg gegen einen vermeintlich stärkeren Gegner ein deutliches Signal auf ihrem Weg zum kontinentalen Titel. Am Ende hatte Montenegro dem schnellen, unbarmherzigen Stil der Deutschen nichts entgegenzusetzen und wurde regelrecht vom Feld gefegt.
Kleiner Schreck
Diese Überlegenheit zeigte sich allerdings erst nach der Pause, denn in der ersten Halbzeit fand Montenegro genug Mittel, um mit den Weltmeistern mitzuhalten. Zunächst wirkte es nicht so: Radovics Team verließ sich stark auf Kyle Allman als Ballverteiler und Nikola Vucevic als Vollstrecker, was anfangs nach einem klaren Nachteil aussah. Doch das änderte sich.
Interessanterweise geschah das, als Allman sein zweites Foul bekam und in Schwierigkeiten geriet, was Igor Drobnjak auf das Parkett brachte. Mit ihm am Ball geriet das zuvor komfortable deutsche Spiel kurz ins Wanken.
Anfangs lag das eher an Einsatz als an Präzision. Seine aggressiven Züge endeten nicht immer am Korb, lösten aber Zuordnungsprobleme in der deutschen Verteidigung aus und ermöglichten Vucevic einfache Tip-ins. Als er einmal im Rhythmus war, wurde aus einem kleinen Funken ein echtes Feuerwerk, denn plötzlich fielen auch Würfe von draußen. So lag Montenegro Mitte des zweiten Viertels sogar vorn.
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Ein plötzlicher Lauf von Dennis Schröder, der 10 Punkte in Folge erzielte, dämpfte Montenegros Schwung etwas, zeigte aber auch die deutschen Probleme in dieser Phase. Abgesehen von Schröder und Franz Wagner brachte kaum jemand Punkte aufs Scoreboard.
Der Point Guard nutzte Switches nach Blocks, um mit seiner Explosivität zum Korb zu ziehen, während der Forward seine Größe und Stärke nutzte, um im Umschaltspiel nicht aufzuhalten zu sein. Gemeinsam standen sie bis zur Halbzeit bei 26 Punkten und verdeutlichten ihre Dominanz. Doch mit dem 46:43 zur Pause war klar, dass die Mannschaft mehr Unterstützung brauchte.
Montenegro nahm das Tempo raus und blieb im Spiel. Einzelaktionen von Allman und Drobnjak, gepaart mit Vucevics Konstanz, hielten das Ganze spannend.
EntfesselterObst
Doch die nötige Entlastung kam schnell. Alex Mumbrú wollte die offensive Blockade mit ein paar Systemen für Andreas Obst lösen, der endlich seine Trefferqualitäten auspacken konnte. Und er nutzte sie gnadenlos. Catch-and-Shoot nach einem Off-Ball-Screen? Dreier. Ein Zuspiel aus acht Metern? Dreier. Ein Steal zum Schnellangriff? Dreier.
Damit war die Messe gelesen.
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Sein Feuerwerk besiegelte ein Duell, das ohnehin zu kippen drohte. Obst’ vier Dreier im dritten Viertel schickten Montenegro zu Boden, doch die Wahrheit ist, dass den Balkankorbjägern allmählich die Luft ausging. Vucevic ließ Korbleger aus, die er zuvor sicher verwandelt hätte, und die zündenden Einzelleistungen kamen immer seltener. Vor allem fehlte die Kraft, schnell zurückzulaufen.
Das war nicht der entscheidende Faktor, verstärkte aber den deutlichen Endstand. Deutschland, das seine Minuten gleichmäßig verteilte, ging nie vom Gas und blieb im Fastbreak gnadenlos, während Montenegro die Uhr herunterlaufen ließ und kapitulierte. Das half hier wenig, doch in Zukunft wird es umso wichtiger sein, gegnerische Läufe zu überstehen. In gewisser Weise beginnt ihr EuroBasket erst am Freitag so richtig.
Herausragende Spieler
Das waren die besten Akteure im Duell Deutschland–Montenegro.
Franz Wagner
Als er erst mal ins Rollen kam, konnte ihn niemand vom Korb fernhalten. Seine ständige Aggressivität bescherte ihm 22 Punkte und einen glänzenden Turnierauftakt.
Dennis Schröder
Beruhigte das Spiel, als Montenegro Selbstvertrauen tankte, indem er 10 Punkte in Serie erzielte, und nutzte seine Explosivität am Block, um Lücken zu reißen. Sein Plus/Minus stand am Ende bei +26.
Andreas Obst
Verwandelte einen offenen Schlagabtausch mit wenigen Zündungen in ein klares Ergebnis. Seine Dreierserie im dritten Abschnitt gab Deutschland den Sieg praktisch auf dem Silbertablett.
(Cover photo: FIBA)