Mit ihrem besten Saisonstart in der Franchise-Geschichte sind die Cavaliers längst nicht zufrieden. Im Gegenteil: Er scheint sie noch hungriger zu machen. In dieser jungen Saison haben sie sich als bestes Team der Liga etabliert – nicht nur mit ihrer 10–0-Bilanz, sondern auch mit einem geradezu überlegenen Auftritt, bei dem sie die Golden State Warriors mit 137:116 bezwangen. Dieses Ergebnis mag eindeutig wirken, doch es spiegelt kaum das Geschehen auf dem Parkett des Rocket Mortgage FieldHouse wider.
Und so kühn es klingen mag: Die erste Halbzeit könnte zu den einseitigsten zählen, die diese Liga je in nur 24 Minuten erlebt hat. Mit einer 83:42-Führung gingen die Cavaliers in die Pause – ein Vorsprung, der nicht nur für sich sprach, sondern sich gleich selbst ein Podium baute. 41 Punkte trennten beide Teams nach zwei Vierteln, oder genauer gesagt nach zwei Vierteln, in denen die eine Seite Basketball spielte und die andere darunter litt. Diese Dynamik zeigte sich schon früh.
Vernichtender Start
Eigentlich war von einem Duell zweier heißer Teams auszugehen, doch von Ausgeglichenheit war nichts zu sehen. Kenny Atkinsons Mannschaft startete in den ersten drei Minuten mit einem 15:2-Lauf und riss damit eine Lücke auf, die sich erst als Beginn eines wachsenden Abstands entpuppte. Noch vor Ende des ersten Viertels lag das Team mit 20 Punkten vorne (39:19), zur Mitte des zweiten wuchs die Differenz auf 30 (60:30). Sie stieg weiter, bis Darius Garland kurz vor der Pause sogar die 40-Punkte-Marke überschritt – satte 41 Punkte, mit denen wohl weder die kühnsten Heimfans noch die pessimistischsten Gäste gerechnet hätten. Diese Führung entschied natürlich de facto schon die Partie, obwohl noch eine halbe Spielzeit zu absolvieren war.
Bis dahin hatte sich Steve Kerr offenkundig entschlossen, die weiße Fahne zu hissen und seinen Leistungsträgern eine Pause zu gönnen. Der Coach schickte zur Mitte des dritten Viertels seine zweite Garde aufs Feld und ließ keinem seiner Starter mehr als 23 Minuten Spielzeit. Er wollte ihre Kräfte für eine andere Nacht schonen – nach einer Partie, in der sie deutlich unterlegen waren.
Mit diesem Sieg wird Cleveland zum 14. Team in der Geschichte der Liga, das eine Regular Season mit 10–0 beginnt. Im 21. Jahrhundert gelang das nur den Warriors von 2015/16 und den Mavericks von 2002/03. Nach diesem eindrucksvollen Erfolg gegen ein Team, das zuvor nur eine Niederlage kassiert hatte, stellt sich die Frage: Wie lange kann diese Serie noch halten? Als Nächstes warten Brooklyn und Chicago – beide Begegnungen, die die Cavaliers auf dem Papier gewinnen sollten – gefolgt von einem 76ers-Team, das von Verletzungen und Unsicherheit geplagt ist. Wer soll das heißeste Team der Liga stoppen?
(Cover photo: Jason Miller/Getty Images)