Die Orlando Magic haben einmal mehr bewiesen, dass das Fehlen von Paolo Banchero eher eine Unannehmlichkeit als ein echtes Hindernis ist. Nur einen Abend, nachdem ihre Serie von sechs Siegen in Folge durch die Clippers endete, rehabilitierte sich Mosleys Team gegen das andere LA-Team mit einer epischen Vorstellung. Dabei setzte es auf einen immer unbändiger auftretenden Franz Wagner, der seinen Starstatus bestätigte und sie zum 119:118-Triumph führte.
Wagner spielt seit Bancheros Verletzung auf einem herausragenden Niveau und könnte gestern Abend den bisherigen Höhepunkt seiner Saison und Karriere erreicht haben. Mit 37 Punkten übertraf der deutsche Forward zwar nicht seine persönliche Bestmarke (38), aber er lieferte womöglich seine bisher vollständigste Leistung ab. Dabei unterstrich er seine Entwicklung als playmaker mit 11 Assists und demonstrierte seinen defensiven Einfluss mit 4 Steals. Vor allem blieb er in der clutch eiskalt, als er 2,5 Sekunden vor Schluss den Dreier traf, der den Auswärtssieg besiegelte.
Nach einem hart umkämpften Spiel mit 21 Führungswechseln erreichte Orlando den letzten Ballbesitz mit einem Rückstand von zwei Punkten – möglich wurde das durch die katastrophale 2-von-6-Freiwurfquote der Lakers in den letzten 40 Sekunden, die den Gästen die Tür öffnete. Wieder setzten sie auf ihren Anker in dieser Nacht, der anfangs von Anthony Davis verteidigt wurde, dann nach einem Screen jedoch Cam Reddish als Gegenspieler bekam. Wagner sah den Größenvorteil und zögerte nicht: step-back-Dreier aus 26 Fuß, und die Crypto Arena verstummte.
Franz beendete das vierte Viertel mit 15 Punkten und hielt sein Team mit seinem wiedergefundenen Dreier – den er nach der letzten Saison zurückerlangte – und seiner Vorliebe für Attacken in die Zone im Spiel. Dabei erzielte der Deutsche im Schlussabschnitt genauso viele Punkte wie der Rest seiner Mitspieler zusammen. Im Spielverlauf bekam er jedoch Unterstützung von Jalen Suggs, der dank fünf Dreiern auf 23 Zähler kam, und von seinem Bruder Moritz Wagner mit weiteren 19 Punkten.
Der 15-Fuß-Fluch
Der spielentscheidende Dreier zerstörte eine ansonsten spektakuläre Nacht des LA-Duos: Anthony Davis und LeBron James verbuchten 39 bzw. 31 Punkte und standen kurz davor, Redicks Team trotz der schwachen Wurfquote des restlichen Kaders zum Sieg zu führen. Doch beide vergaben auch Freiwürfe, die in der letzten Minute den Sack hätten zumachen können: LeBron traf nur einen seiner zwei Versuche, und The Brow verwandelte lediglich einen von vier.
Davis hatte zudem die Chance, das Blatt in den 2,5 Sekunden zwischen Wagners Dreier und der Sirene zu wenden, aber sein Wurf fiel nicht. Jonathan Isaac verteidigte ihn mit seiner endlosen Spannweite, sodass Davis einen verzweifelten Versuch erzwingen musste, der nicht einmal den Ring berührte. Das besiegelte den Triumph der Magic und beweist, dass sie ein weitaus ernsthafteres Team sind, als viele nach dem Ausfall ihres Stars erwartet hatten.
(Titelbild: Sarah Stier/Getty Images)