Es gab schon immer berechtigte Zweifel daran, wie Skip Bayless es im Sportfernsehen so weit nach oben geschafft hat — ob es seine Substanz oder sein Stil war, der ihm diesen Weg ebnete. Ob er sich in mehr als einem Jahrzehnt bei ESPN und Fox Sports durch sein umfangreiches Wissen über die NBA und NFL einen Namen machte oder ob es seine ungehemmte Art war, diese Sportarten zu kommentieren.
Aber seit letztem August ist Bayless nicht mehr im Fernsehen zu sehen.
Sein Vertrag mit Fox — wo er Undisputed moderierte, eine Diskussionsrunde ohne erkennbaren Filter — lief aus. Und es gab kein neues Angebot.
Der Grund dafür war vor allem der Einbruch der Einschaltquoten, den die Sendung nach dem Weggang seines „number 2“ am Tisch erlitt: des ehemaligen NFL-Spielers Shannon Sharpe (einer der Lieblinge des Publikums), der laut verschiedenen Quellen wegen Bayless’ eigener „Ego-Probleme“ ging.
Sharpe hat der Wechsel seitdem sehr gutgetan. Er schloss sich First Take mit Stephen A Smith an und wurde von Complex als „Most Entertaining Sports Media Personality“ ausgezeichnet.
Ein unwürdiges Arbeitsumfeld
Für Bayless hingegen lief es nicht so reibungslos — obwohl er seit dem Ende der Show versucht, sich auf YouTube eine starke Community aufzubauen und behauptet, er habe „große Freiheit ohne Chefs oder Unternehmensbürokratie“. Besonders seit gestern, als Associated Press eine Klage aus seiner Zeit als Fox-Mitarbeiter durchsickern ließ und verbreitete.
Laut verschiedenen Quellen hat eine Stylistin, die beim Sender arbeitete, Bayless, Joy Taylor (ebenfalls Moderatorin bei FS) und Fox Corporation verklagt. Der Vorwurf: Sie hätten ein feindseliges Arbeitsumfeld geschaffen, in dem sexuelle Belästigung an der Tagesordnung war.
Die Anwälte der Stylistin, Noushin Faraji — sie arbeitete von 2012 bis August 2024 beim Sender (genau in dem Zeitraum, als Bayless keinen neuen Vertrag bekam) — erzählen, sie sei „gezwungen gewesen, in einem misogynen, rassistischen und ableistischen Arbeitsumfeld zu arbeiten, in dem Führungskräfte und prominente Persönlichkeiten andere Angestellte straflos körperlich und verbal missbrauchen konnten.“
Bayless’ sexuelles Angebot
Damit nicht genug. Es gibt noch konkretere Anschuldigungen. Laut Klageschrift soll der ehemalige Moderator Skip Bayless der Stylistin mehrfach unerwünschte Avancen gemacht haben, darunter auch ein Angebot in Höhe von 1,5 Millionen US-Dollar für Sex.
Eine Woche nach diesem Vorschlag kam demnach ein weiterer Vorstoß von Bayless. Faraji erinnerte ihn daran, dass er verheiratet sei. Der Moderator soll geantwortet haben: „Bist du nicht Muslimin? Hat dein Vater nicht drei oder vier Ehefrauen?“
Weitere Personen verwickelt
Doch es geht noch weiter.
Faraji beschuldigt auch Charlie Dixon, den Executive Vice President des Senders, ihr bei einer Party ans Gesäß gefasst zu haben. Als Faraji sich bei Taylor darüber beschwerte, habe die Moderatorin nur gesagt, sie solle „drüber hinwegkommen“.
Außerdem heißt es in der Klageschrift, ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter habe Faraji mitgeteilt, sie würde ihren Job verlieren, wenn sie nicht mit Dixon schlafe, um dafür einen neuen Vertrag zu bekommen — etwas, das er angeblich „auch von anderen talentierten Frauen“ beim Sender verlangte.
(Cover photo by Ron Chenoy-Imagn Images)