Wieder einmal ein glänzender Auftritt des besten Spielers der Welt: Nikola Jokic. Genau das brauchte Serbien, um mit einem 84:80-Sieg über Lettland praktisch den ersten Platz in Gruppe A klarzumachen. Der Star der Denver Nuggets explodierte für 39 Punkte und versenkte in den letzten Sekunden einen späten Dreier plus zwei entscheidende Freiwürfe. Lettland spielte vielleicht sein bisher bestes Spiel, blieb aber nach all der Mühe kurz vor der Ziellinie auf der Strecke.
Der Plan hieß Jokic
Serbien startete mit schlechten Nachrichten. Bogdan Bogdanovic, der sich im gestrigen Spiel gegen Portugal eine Muskelzerrung zugezogen hatte, stand nicht auf dem Feld. Berichte der letzten Stunden deuten darauf hin, dass ihn die Verletzung für das gesamte Turnier außer Gefecht setzen könnte.
Das Balkan-Team reiste mit viel Talent, aber wenig Spielaufbau-Tiefe zum Eurobasket. Neben Jokic ist Vasilije Micic ihr einziger echter Point Guard, der allerdings noch nicht ganz fit ist. Folglich waren die Pläne A, B und C alle dieselben: Nikola Jokic.
Das ist für Serbien nicht neu, doch an Tagen wie heute wird die Abhängigkeit vom dreifachen MVP noch deutlicher. Immer wieder setzen sie auf Pick-and-Roll oder Dribble Handoffs mit ihm. Wenn das nicht reichte, bekam er einfach den Ball im Post, um selbst etwas zu kreieren. Weder Kristaps Porzingis, Roland Smits noch sonst jemand konnte Jokic stoppen, der am Ende 39 Punkte bei 22 Würfen aus dem Feld erzielte.
Der Center der Nuggets machte mit einem abgeklärten Dreier und sicheren Freiwürfen alles klar. Interessanterweise blieben beide Teams von der Linie perfekt, bis Lettland seinen letzten Versuch vergab. Insgesamt versenkten beide zusammen 40 von 41 Würfen von der Freiwurflinie.
Ein sehr entschlossenes Lettland
Lettland hatte zu Beginn des Turniers nicht besonders überzeugt. Gegen die Türkei setzte es im Eröffnungsspiel eine deutliche Niederlage, und auch gegen ein schwaches Estland (das heute gewann) taten sie sich schwer. Doch diesmal kamen sie mit neuer Energie aufs Feld, machten Tempo wie nie zuvor und trafen offene Dreier. Ein großer Teil dieses Schwungs ging auf einen aggressiveren Kristaps Porzingis zurück, der Jokic fern vom Korb attackierte, sowie auf einen fokussierten Arturs Zagars.
Dann übernahmen Davis Bertans (16 Punkte bei 4/10 Dreiern und 10 Rebounds) und Rihards
Lomazs (13 Punkte), die konstant punkten konnten. Porzingis’ Offensivwirkung ließ nach, doch in der Verteidigung blieb er mit drei Blocks ein Faktor.
Das lettische Team steigert sich und spielt als Nächstes gegen Portugal und Tschechien – zwei Gegner, die in seiner derzeitigen Form machbar sind.
Wenig Unterstützung
Nikola Jovic und Aleksa Avramovic hatten beide offensiv ihre Probleme. Der Forward der Miami Heat war bislang Serbiens beste Option hinter Jokic, kam aber nur auf einen Punkt. Zudem blieb das Team unter seinem üblichen Assist-Schnitt. Nicht einmal Jokic konnte seine Mitspieler außerhalb der guten Abstimmung mit Filip Petrusev in vielversprechende Abschlusspositionen bringen – Petrusev selbst war in der Zone erfolgreich.
Herausragende Akteure
Nikola Jokic
Eine unerschöpfliche Quelle basketballerischer Genialität. Angesichts der Umstände wohl seine bislang beste Leistung im Turnier. Serbiens Abhängigkeit von ihm war immens, doch in der Crunch Time blieb er eiskalt und riss das Spiel an sich, als es wirklich darauf ankam.
Davis Bertans
Selbst eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Zeit. Heute war Davis Bertans ein klarer Aktivposten. Wenn seine Würfe nicht fallen, kann er seinem Team schaden, weil er nie zögert. Doch an diesem Nachmittag saßen seine vier Dreier genau im richtigen Moment, vor allem jener, der den Rückstand auf vier Punkte verkürzte, als noch unter zwei Minuten zu spielen waren.
(Titelbild mit freundlicher Genehmigung von FIBA Eurobasket)