Die NBA-Vorschau 2024–25 für die Chicago Bulls ist da. Wir haben die Zahlen, die Resultate der letzten Saison, einen Blick auf ihren Kader und künftige Free Agents, die Saisonziele, den Spieler, den es zu beobachten gilt, und eine Prognose für die Franchise.
Chicago Bulls
- Bilanz 2023–24: 39–43 (9. im Osten; fürs Play-In qualifiziert)
- Head Coach: Billy Donovan (5. Saison an der Seitenlinie)
- Top-Free-Agents 2025: Lonzo Ball und Josh Giddey
Der Kader
- Transaktionen: Trade für Josh Giddey und Verlängerung mit Patrick Williams.
- Backcourt: Lonzo Ball, Jevon Carter, Coby White, Ayo Dosunmu, Chris Duarte, Josh Giddey und Zach LaVine
- Frontcourt: Mata Buzelis, Julian Phillips, Dalen Terry, Jalen Smith, Patrick Williams, Nikola Vucevic, Torrey Craig und Talen Horton-Tucker.
So gehen sie in die Saison
Sie stecken auf halbem Weg zu dem, was sie wirklich werden wollen. Chicago hat erkannt, dass das Projekt, an dem sie drei Jahre lang festhielten, ins Stocken geraten ist. Also rissen sie es an seiner verlässlichsten Stelle ein. Warum dort? Weil sein Vertrag auslief und er der Einzige war, der noch Trade-Wert hatte.
Das klingt hart, aber genau so ist es. Für ein Bulls-Team, das sich neu erfinden will, machte es wenig Sinn, DeMar DeRozan zu behalten. Natürlich ist er ein Spieler, den jedes Team gern hätte, doch im Kontext der Organisation aus Illinois war das rausgeschmissenes Geld. Zugegeben, es wirkt ebenso sinnlos, Zach LaVine oder Nikola Vucevic zu halten, deren Zeit beim Team längst abgelaufen scheint. Doch sie sind noch da – vor allem LaVine –, weil es einfach keine Optionen mehr gab.
Wäre es nach den Besitzern aus Chicago gegangen, hätten sie das Gaspedal durchgedrückt und niemals zurückgeblickt. Stattdessen stehen sie nun auf halber Strecke, sodass die kommende Saison ziemlich trist werden könnte, falls nichts Außergewöhnliches passiert. Die Verantwortlichen im United Center wollen keinen klassischen Neuaufbau, sondern eine Revolution, die außer Reichweite bleibt. Denn LaVine hat 89 Mio. € bis 2026 garantiert und zusätzlich eine Spieleroption über weitere 49 Mio. € für 2026–27. Ein Trade ist praktisch unmöglich.
Mit beinahe gebundenen Händen gelang es den Bulls zumindest, einen Neuzugang zu holen, der für Aufbruchsstimmung sorgen kann. Dieser Neuzugang heißt Josh Giddey, 21 Jahre jung, der in Oklahoma etwas im Schatten von Shai Gilgeous-Alexander stand. Jetzt bekommt er womöglich die größte Chance seiner Karriere, denn er soll das Zepter übernehmen. Es gibt Grund zur Hoffnung: Trotz Fragezeichen bei seinem Dreier und seiner Defense hat dieser Junge in drei NBA-Spielzeiten in nur 28,9 Minuten pro Partie 13,9 Punkte, 7,3 Rebounds und 5,7 Assists hingelegt.
Buzelis, die Hoffnung
Abgesehen von Giddey gibt es ein weiteres Puzzleteil, das die Neugier der Franchise und ihrer Fans weckt: Mata Buzelis. Zwar hat er eine etwas niedrigere Reputation als noch vor einem Jahr, doch es wird spannend zu sehen, was dieser 2,08-Meter-Forward leisten kann. Im Juni 2023, als noch ein Jahr bis zum finalen Draft blieb, entschied sich der gebürtige Chicagoer, aufs College zu verzichten und für die G League Ignite anzutreten. Damals wirkte das nicht wie eine schlechte Idee, doch es kostete ihn am Ende Ansehen bei den NBA-Teams.
Erst erlitt er eine Verletzung des rechten Sprunggelenks, die sich als schlimmer erwies als gedacht, und ihn mehrere Wochen zu Saisonbeginn kostete. Kaum wieder fit, war die Situation bei Ignite alles andere als ideal. Möglicherweise war er ein Opfer seiner hohen Erwartungen. Trotzdem schaffte er 11,8 Punkte, 5 Rebounds, 1,7 Assists, 1,3 Blocks und 1,1 Steals. Er ist ein Spieler, der mit seiner Größe und Vielseitigkeit überraschen kann und sogar eine Chance auf den Titel Rookie of the Year hat.
Donovan, Vater der Transformation
So ist es. Obwohl das Team in Billy Donovans fünf Jahren an der Seitenlinie nur einmal die Playoffs erreicht hat, glaubt man in Illinois weiter, dass er der richtige Mann ist, um den ersehnten Umbruch zu leiten. Neben den bereits erwähnten jungen Akteuren haben die Bulls auch bei Patrick Williams nachgelegt. Der No.4-Pick aus dem Draft 2020 unterschrieb in der Free Agency einen Vierjahresvertrag über 90 Mio. € bei den Bulls. Klar, ihn sieht man nicht als Star, doch man will ihn als Teil des jungen Kerns, der das Team letztlich neu formen soll.
Chicago wirkt verloren und könnte sich jahrelang im Niemandsland festfahren. Dennoch haben sie genug talentierte Spieler mit Potenzial, um vorsichtig optimistisch zu bleiben. Zu den Lichtblicken zählt unbedingt Coby White, der 2023–24 einen gewaltigen Sprung machte und 19,1 Punkte, 5,1 Assists sowie 4,5 Rebounds pro Partie auflegte.
Das Rätsel Lonzo Ball
Mit 26 Jahren kehrt der Point Guard nach über zwei kompletten Saisons Pause zurück. Schon in der frühen Preseason wurde er im Training mit den Teamkollegen gesichtet und wirkte dabei beschwerdefrei. Er selbst betonte, dass er hofft, zum ersten Spiel der Regular Season bereit zu sein. Welche Rolle er tatsächlich einnimmt oder wie viele Minuten er bekommt, steht noch in den Sternen. Allein ihn wieder mit dem Team auf dem Parkett zu sehen, ist jedoch ein Grund zur Freude. Hoffen wir, dass er gesund bleibt.
Die Schlussfolgerung ist ziemlich klar. Die Chicago Bulls verfügen über genügend Bausteine, um etwas Spannendes zu formen. Doch sie sind noch weit davon entfernt, alles umsetzen zu können, was sie sich wünschen. Daher gehen sie mit mehr Fragen als Antworten in die neue Saison. Sie hoffen, dass die wenigen jüngsten Wetten (Giddey und Buzelis) für Aufbruch sorgen und die Zukunft heller wird.
Der Spieler, auf den man achten sollte
Josh Giddey. Ohne Zweifel. Wir haben schon über ihn gesprochen, vielleicht aber nicht ausreichend. Es kann sein, dass er weit mehr kann, als er bisher zeigt (und das ist schon eine Menge). Sollte man ihm wirklich die Schlüssel zum Team geben, könnte er mit seinem flüssigen Spielstil und seiner exzellenten Übersicht für Highlights sorgen.
Giddey ist ein echter Allrounder, vielleicht sogar ein kleiner Rückgriff auf vergangene Zeiten der NBA. Er punktet, holt Rebounds und setzt seine Mitspieler in Szene. Zudem hebt er das Spielniveau aller um ihn herum. Bei den Olympischen Spielen in Paris war er für Australien bärenstark. Jetzt muss er zeigen, dass er auch auf NBA-Ebene ein Star werden kann. Wir proklamieren ihn nicht direkt zum sicheren All-Star der nächsten Jahre, aber Größe und Talent hätte er dafür allemal.
NBA-Preview 2024–25 der Bulls: die Prognose
Es ist schwer vorherzusagen, was die Bulls 2024–25 leisten. Wie erwähnt, stehen sie zwischen Vergangenheit und Zukunft, was die Gegenwart unsicher macht. Sollte alles passen, mit einem Zach LaVine in Topform, einem rundum fitten Lonzo Ball, einem Josh Giddey, der ein Statement setzt, und einem Coby White, der sein Niveau aus dem Vorjahr hält, könnten die Fans mehr Spaß haben als gedacht. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass das Team im Umbruch steckt und es holprig werden kann. Sie sind kein schlechtes Team, gehen aber mit zu vielen Fragezeichen in die neue NBA-Saison.
- Bilanz: zwischen 33 und 38 Siege.
- Platzierung: 10. im Osten, schafft es ins Play-In.
- Oberes Limit: bis zum Ende der Regular Season im Rennen um das Play-In.
- Wenn alles schiefgeht: tanking und auf einen guten Pick im Draft 2025 hoffen.
Vorheriges Team: Atlanta Hawks. Nächstes Team: Houston Rockets.
(Titelbild: Michael Reaves/Getty Images)