Hawks starten durch: 2024–25 NBA-Vorschau

Die Vorschau auf die Atlanta Hawks 2024–25 ist da. Wir begeben uns in die „milde Zone“. Wir werfen einen Blick auf die Daten und Ergebnisse ...

Foto des Autors

Von Niko Jens Schwann

Veröffentlicht am

Die Vorschau auf die Atlanta Hawks 2024–25 ist da. Wir begeben uns in die „milde Zone“. Wir werfen einen Blick auf die Daten und Ergebnisse der letzten Saison, checken ihren Kader und künftige Free Agents, umreißen die Ziele für dieses Jahr, stellen den Spieler in den Fokus, auf den du achten solltest, und geben eine Prognose für die Franchise ab.

Atlanta Hawks

Der Kader

  • Transaktionen: Mit dem Nr. 1-Pick im Draft 2024 wählten sie Zaccharie Risacher. David Roddy kam per Trade. Larry Nance Jr., Dyson Daniels und Cody Zeller stoßen im Austausch für Dejounte Murray aus New Orleans dazu. A.J. Griffin geht (möglicherweise kurz vor dem Rücktritt).
  • Backcourt: Trae Young, Dyson Daniels, Kobe Bufkin, Vit Krejci, Bogdan Bogdanovic, Garrison Mathews, Seth Lundy (two-way), Keaton Wallace (two-way).
  • Frontcourt: Jalen Johnson, De’Andre Hunter, Zaccharie Risacher, Larry Nance Jr., David Roddy, Mouhamed Gueye, Onyeka Okongwu, Clint Capela, Cody Zeller, Dominick Barlow (two-way).

Wie sie in die Saison gehen

Vor fünf Tagen wurde das Ende des „Two Towers“-Experiments bestätigt (sie waren kurz davor, eine große Überraschung zu schaffen!), Karl-Anthony Towns wechselte nach New York im Austausch für Julius Randle und wird damit Rudy Goberts neuer Partner in der Zone.

Drei Monate zuvor war bereits die andere NBA-Anomalie in Form eines Lineups zerschlagen worden. Das „Two Pawns“-Experiment wurde zwei Jahre nach seinem Start für gescheitert erklärt, allein wegen der ausgebliebenen Ergebnisse.

Diese Positions-Disbalance – zwei balldominante Point Guards parallel – brachte eigentlich keine schlechten Werte, wenn man nur die individuellen Statistiken betrachtet. Das Problem: Das Duo Trae Young–Dejounte Murray konnte seine starken Zahlen nicht in Siege ummünzen und schloss die Spielzeit mit fünf Siegen weniger ab als in der Vorsaison. Unter 40 Siege für ein All-Star-Backcourt ist angesichts der Erwartungen ein herber Rückschlag.

„Leere“ Rekorde

Zum zweiten Mal in Folge wiederholten beide Guards eine Leistung, die zuvor nur Michael Jordan und Scottie Pippen bei den Bulls 91–92 gelungen war: Jeder legte in mindestens 70 Spielen der Regular Season mindestens 20 Punkte und 6 Assists auf. Das Sternchen dahinter: Young absolvierte dieses Jahr verletzungsbedingt nur 51 Partien, war mit 25,7 Punkten und 10,8 Assists pro Spiel aber klar auf Kurs, diese Werte zu erreichen.

Im Sommer entschieden sie sich, nicht an diesem auf dem Papier zwar reizvollen, jedoch zu wenig erfolgreichen Projekt festzuhalten. Das Ende hinterlässt einen bittersüßen Nachgeschmack. Immerhin harmonierten Young und Murray privat bestens und suchten sich auf dem Feld aktiv – vielleicht lag genau darin auch ein Teil des Problems, weil keiner dem anderen zu nahe treten wollte.

„Es war hart. Wir sind beide so selbstlos in unserem Spiel, dass ich ihm anfangs oft einfach den Ball gegeben habe, damit er aggressiv sein kann. Aber er ist auch Point Guard und denkt nicht immer ans Scoring. Wenn ich auf dem Court bin, ist er manchmal Shooting Guard, aber manchmal eben auch nicht… du weißt, was ich meine? Also hat das Zusammenspiel einfach nie klickgemacht. Es hat auf dem Feld nicht funktioniert, was natürlich schade ist. Wenn etwas nicht klappt, müssen Teams schauen, was sie als Nächstes tun. Zum Glück haben wir eine lebenslange Connection. Unsere Beziehung geht über Basketball hinaus. Wir sind beide Familienmenschen. Unsere Werte sind sehr ähnlich, wenn es darum geht, wer uns umgibt… Deshalb hält unsere Verbindung für immer.“

– Trae Young über die gescheiterte Combo mit Dejounte Murray

„Die Ausbeute“ von Dejounte

Also fiel die Entscheidung. Landry Fields wollte nicht abwarten, ob es in der dritten Saison vielleicht doch noch funktioniert, und wählte den Trade mit den New Orleans Pelicans. Erstens erhält man so die nötige finanzielle Flexibilität, die bisher fehlte, um nächstes Jahr womöglich einen hochkarätigen Neuzugang zu verpflichten. Endlich wird genügend Cap Space vorhanden sein.

Zweitens holt der Deal Larry Nance Jr. ins Team, einen dringend benötigten Routiner im Frontcourt, sowie Dyson Daniels (Nr. 8-Pick von 2022). Er soll Youngs neuer Backcourt-Partner werden – wenngleich Daniels teils auch auf dem Flügel spielen kann. Er braucht allerdings einen Durchbruch, um seinen Status als Lottery-Pick zu rechtfertigen, denn bisher stehen bescheidene Werte sowie inkonstante Quoten zu Buche. Wenn jemand seine Skills wecken kann, dann ein Playmaker vom Kaliber Young.

Drittens gab’s im Paket einen Erstrunden-Pick 2027 oben drauf, der lukrativ werden könnte, abhängig davon, wie die Lakers dann dastehen. (Möglicherweise befinden sie sich grad im Komplett-Umbau, es sei denn, LeBron James verlängert seinen Pakt mit dem Teufel in Sachen ewiger Jugend.) Dieser Pick könnte ein echter Schatz werden.

Werden wir Defense sehen?

Der Rest des Kaders, abgesehen von David Roddy als Verstärkung von Memphis für die zweite Garde, steht vor derselben, altbekannten Aufgabe: Verteidigung.

Weder Murray erfüllte die defensiven Erwartungen, mit denen er geholt wurde, noch konnten 3&D-Flügel wie Hunter oder Big Men wie Capela die Defense der Hawks auf ein respektables Niveau heben.

Nance Jr. dürfte dort für mehr Stabilität sorgen, aber den größten Teil der Verantwortung trägt Head Coach Quin Snyder. Er muss endlich ein funktionierendes, auf gegenseitiger Hilfe basierendes Defensivkonzept einführen, die Lineups ausbalancieren (die Offensive ist selten das Problem) und eine Kultur der Konzentration und Einsatzbereitschaft etablieren. Davon ist in Atlanta derzeit wenig zu spüren.

The player to watch

Letztes Jahr haben wir A.J. Griffin in den Fokus gerückt und gesehen, was daraus wurde. Dieses Mal nennen wir deshalb vorsichtshalber zwei Namen.

Zaccharie Risacher, der Nr. 1-Pick im Draft 2024, war nie der haushohe Favorit auf die Top-Position, kann sich aber ohne Frage zu einem fantastischen Spieler entwickeln und für ein Team wertvoll werden, das unverhofft die erste Wahl erwischt hat. Seine Verpflichtung sorgte auch für Stirnrunzeln, weil er positionsmäßig mit dem anderen „Player to watch“ kollidiert, Jalen Johnson.

Allerdings besitzt „Zach“ etwas, das J.J. fehlt: seine mutmaßlich herausragende Defensivwirkung. Genau das brauchen sie in Georgia. Dank seiner schnellen lateralen Bewegungen und gewaltigen Spannweite kann er fast jede Art Gegenspieler verteidigen (muss aber noch an Masse zulegen). Offensiv ist er ein starker Finisher, bewegt sich gut abseits des Balls, ist ein gefährlicher Catch-and-Shoot-Spieler und bringt den Basketball-IQ mit, in nahezu jedes System zu passen.

Neben ihm (mal sehen, ob Snyder mit nur einem klassischen Big Man aufläuft und beide starten lässt) steht ein weiterer aufstrebender Junge, der sich letztes Jahr selbst ins Rampenlicht gespielt hat. Jalen Johnson, ausgebildet bei Duke, steigerte seinen Punktedurchschnitt von 5,5 in 22–23 auf 16 in 23–24 und schraubte alle Statistiken hoch – inklusive seiner Wurfquote. Und das, obwohl er seinen Ballbesitz nahezu verdreifacht hat.

Wenn Johnson in seiner vierten Saison so weitermacht, reden wir eventuell bald von einem All-Star-Kandidaten auf Rookie-Vertrag.

2024–25 Atlanta Hawks Vorschau und Prognose

Der Abgang von Murray muss nicht zwingend einen Rückschritt bedeuten – und schon gar keinen Neuaufbau.

Das Grundgerüst (Young, Bogdanovic, Hunter, Okongwu …) bleibt bestehen. Die Rotation ist tief. Mehrere junge Spieler können den offensiven Part übernehmen, den Murray hinterlässt. Larry Nance Jr. dürfte mehr Balance unter den Körben bringen, und mit einem Nr. 1-Pick, der von Tag eins an liefern kann, plus Jalen Johnson, der nun an der Seite von Trae Young mehr Verantwortung trägt, steht ein Team, das direkt konkurrenzfähig sein könnte.

  • Bilanz: zwischen 34 und 39 Siege.
  • Platzierung: Rang 9 im Osten.
  • Oberes Limit: Über 40 Siege und Kampf um den direkten Playoff-Einzug.
  • Wenn alles schiefgeht: ständiges Rotieren, defensive Probleme und das Verpassen des Play-ins.

Vorheriges Team: Brooklyn Nets. Nächstes Team: Chicago Bulls.

(Cover-Foto von Kevin C. Cox/ Getty Images)

DAS KÖNNTE SIE INTERESSIEREN