Vorschau auf die NBA-Saison 2024-25 der San Antonio Spurs: Fakten, letzte Saisonergebnisse, ein Blick auf den Kader und kommende Free Agents, Ziele für das Jahr, der Spieler im Fokus und eine Prognose für die Franchise.
San Antonio Spurs
- Bilanz 2023-24: 22–60 (14. in der Western Conference)
- Head coach: Gregg Popovich
- Top-Free-Agents 2025: Chris Paul, Tre Jones, Jeremi Sochan (Teamoption), Victor Wembanyama (Teamoption).
- Geschichte: Die wichtigsten Spieler in der Geschichte der San Antonio Spurs.
Der Kader
- Transaktionen: Cedi Osman raus; Chris Paul, Harrison Barnes, Malachi Flynn und Sandro Mamukelashvili rein.
- Backcourt: Chris Paul, Stephon Castle, Keldon Johnson, Devin Vassell, Tre Jones, Blake Wesley, Malachi Flynn, Malaki Branham, Sidy Cissoko.
- Frontcourt: Victor Wembanyama, Harrison Barnes, Jeremy Sochan, Julian Champagne, Zach Collins, Sandro Mamukelashvili und Charles Bassey.
Auf dem Weg in die Saison
Es ist bemerkenswert zu sehen, dass San Antonio in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten exakt dieselbe Anzahl an Siegen holte: 22 in jeder Saison. Und das, obwohl sie letztes Jahr einen der 20 oder 30 besten Spieler der Welt dazubekamen – um einfach mal eine Zahl in den Raum zu werfen, ohne jemanden zu beleidigen. Du könntest das auf die Veteranenpräsenz in der Saison 2022-23 mit Spielern wie Jakob Pöltl, Devonte’ Graham oder Josh Richardson schieben, die im jüngsten Jahr fehlte. Doch die einfachste Erklärung ist Victor Wembanyama selbst. Seine Entwicklung über die Saison hinweg zeigt perfekt, warum 19 der 22 Spurs-Siege erst 2024 kamen – und 11 davon nach der All-Star-Pause.
Am 8. Dezember entschied Gregg Popovich erstmals, Wemby als einzigen Center von Beginn an aufs Parkett zu schicken. Das war auch der Wendepunkt, Sochan nicht länger als Point Guard einzusetzen – eine Rolle, die er (ob verständlich oder nicht) zu Saisonbeginn innehatte. Ab diesem Moment ergab die Spurs-Saison endlich Sinn, ganz nach dem Motto: Finde heraus, welche Art und welches Kaliber von Spieler Wembanyama wirklich ist. Das Fazit, ohne viel Aufregung, lautet: Er ist genau das, was man sich erhofft hat – und noch mehr.
Seine Skills und seine historische Rookie-Saison sorgen für ein Dilemma: Die Spurs müssen plötzlich schnell entscheiden, ob sie kurzfristig konkurrenzfähig sein wollen, bevor sie genug Trade-Assets ansammeln können – und das in einem schwierigen Free-Agency-Umfeld. Es ist definitiv ein Luxusproblem, vor allem für eine Franchise, die ewig auf einen Spieler vom Kaliber des französischen Riesen gewartet hat.
Veteranenpräsenz, um Lücken zu schließen
Ab jetzt geht es einzig darum, Wemby bestmöglich zu unterstützen. Er kann das gesamte Spektrum des Spiels abdecken wie vielleicht kein anderer. Deshalb gilt es nur, die konkreten Bedürfnisse des Teams zu füllen, die er nicht (oder nicht allein) erfüllen kann, möglichst unabhängig von ihm als Big Man. In den letzten Jahren waren die größten Defizite ein echter Floor General und verlässliches Shooting von draußen (die Spurs belegten letzte Saison den drittschlechtesten Platz in der Dreierquote). Chris Paul und Harrison Barnes sollen nicht nur eine Gruppe anführen, die nach etabliertem NBA-Talent lechzt, sondern bringen auch wichtige Erfahrung und Professionalität mit, um genau diese zwei großen Baustellen zu lösen.
Während seines kurzen Abstechers bei Golden State zeigte Paul, dass er sich als sekundärer Playmaker wohlfühlen kann. Das hatte er bereits neben Devin Booker und James Harden getan, doch sein Alter zwingt ihn heute zu einem noch sparsameren Umgang mit dem Ball – eher als Verteiler statt als balldominanter Guard. Anders ausgedrückt: Statt die Defense wie früher unentwegt zu manipulieren, besteht sein wertvollster Beitrag nun darin, die von seinen Mitspielern geschaffenen Vorteile zu nutzen. Rein vom Talent her ist der aktuelle CP3 vielleicht nicht der langfristige Starting Point Guard, den die Spurs sich für die Zukunft vorstellen. Was aber den Ansatz angeht, passt er perfekt zu einem Wemby, der sich noch selbst entdeckt (dazu später mehr).
Stephon Castle, der von einem UConn-Team kommt, das durch seine mannschaftliche Geschlossenheit auffiel, wirkt wie ein Backcourt-Baustein, den Paul deutlich weiterentwickeln kann. Allerdings zeigte sein Auftritt in der Summer League manche der gleichen offensiven Probleme, die das Team bereits in Halfcourt-Situationen plagen.
Barnes traf letzte Saison 38 % bei Catch-and-Shoot-Dreiern und 41 % aus dem Dribbling, wenn auch bei geringem Volumen (er ist eher ein Spezialist für Pump-Fakes, kurzer Reset und dann abdrücken). Die 4,7 Versuche pro Spiel waren solide, aber das war in einem Kings-Team, das voller Shooter steckte. Gregg Popovich ist normalerweise kein Fan davon, das Dreier-Volumen zu erhöhen, dennoch sollte Barnes in einem System mit so wenigen Catch-and-Shoot-Optionen häufiger abdrücken. Auf rund sechs Würfe pro Partie zu kommen, wäre ein gutes Zeichen für die Halfcourt-Performance der Spurs, zumal seine Quoten über die Karriere stabil geblieben sind. Besonders in den Ecken sollte er häufiger abdrücken, wo er 1,7 Versuche pro Spiel bei einer Quote von 39 % genommen hat.
Die Spreu vom Weizen trennen
Trotzdem hat das Team trotz klarer Verstärkungen gegenüber dem Vorjahr immer noch relativ wenige Spieler mit echtem Starter-Niveau. Dazu gehört Chris Paul, der in Golden State auf eine Karriere-Minutenbilanz kam, während das Team nur um das Play-In kämpfte und er lediglich 18 Partien startete. Selbst Keldon Johnson – einer der vielversprechendsten Youngster der jüngeren Spurs-Ära – war nicht durchgehend Starter, bleibt aber ein wertvoller Scorer in einer Nebenrolle, mit mehr Offensiv-Instinkt als der typische „Microwave“-Spielertyp.
Die einzigen echten Konstanten sind daher Wembanyama selbst, Devin Vassell, Paul (mit dem erwähnten Fragezeichen Alter und Gesundheit), Barnes und Tre Jones, dessen Minutenaufteilung mit CP3 interessant wird. Jones war der Mitspieler, der den französischen Ausnahmespieler bislang am besten verstand, und der einzige echte Point Guard im Spurs-Kader der letzten zwei Jahre. Das lenkt unweigerlich den Blick auf die größte Unbekannte im Team: Jeremi Sochan.
Der Forward geht in sein drittes Jahr und hat mehr Fragen als Antworten im Gepäck. Immerhin ist aus der vergangenen Saison klar geworden: Als Ballhandler taugt er nicht. Diese Rolle hatte er in den letzten Wochen an der Baylor University kurz angedeutet. Doch in der NBA reicht seine Explosivität und sein Spielgefühl nicht, um als Point zu funktionieren.
Sochan kann ein äußerst nützlicher, moderner Verteidiger und offensiver Connector sein. Man kann ihn sich als Mischung aus Jarred Vanderbilt und Larry Nance Jr. vorstellen – Spieler mit enormer Defensiv-Vielseitigkeit und genug Offensiv-Fähigkeiten, um in einem gut durchdachten System zu überleben. Gleichzeitig sind sie aber durch fehlendes Shooting und wenig Kreativität im Halbfeld eingeschränkt. Es sind genau die Typen, über die Du Dir in den Playoffs Sorgen machst. Ob Sochan zu dieser Kategorie gehört, ist noch zu früh zu sagen. Doch was wir bisher sahen, legt nahe, dass er Probleme mitbringen könnte, wenn die Spurs mit Wemby an Bord schneller in die Playoffs wollen.
Unterm Strich herrscht vor der neuen Saison viel Hype um San Antonio, doch diese Erwartung beruht fast ausschließlich auf der individuellen Brillanz – auf einem Talent, das Schwächen im Alleingang kaschieren kann, ähnlich wie einst Luka Dončić in Dallas. Die Gefahr besteht, dass der Star die nach wie vor limitierte Unterstützung im Kader überstrahlt.
Der Spieler im Blick
Wer über die Spurs spricht, spricht automatisch über Victor Wembanyama. Also konzentrieren wir uns auf etwas Konkreteres. Wenn der französische Big Man verblüfft, liegt das daran, dass wir noch immer nicht wirklich wissen, wer er ist. In seiner Rookie-Saison zeigte er fast alles, doch es fühlt sich an, als stünde er erst am Anfang.
Die große Frage ist, welche Position Wemby langfristig einnehmen wird. Vor seinem NBA-Debüt sagten viele Beobachter, er sei im Grunde ein klassischer Dreier. Doch seine Leistung explodierte, sobald er als einziger Big Man auf dem Feld agierte. Vor allem in der Defense, wo er dank seiner einzigartigen Präsenz in der Zone allein auf Platz zwei bei der Wahl zum Defensive Player of the Year landete.
Dort lässt er sich am ehesten einordnen. Allerdings ist es schwer, einen Spieler festzulegen, der die Liga bei den Blocks anführen und Würfe am Ring verhindern kann, während er gleichzeitig bis zur 7,5-Meter-Linie verteidigt. Was wir in seinem ersten Jahr gesehen haben, erinnert an eine Mischung aus Bam Adebayo und Rudy Gobert, mit einem besseren Werkzeugkasten gegen Spieler wie Nikola Jokić, Giannis Antetokounmpo oder Joel Embiid.
Offensiv ist eine Einordnung fast unmöglich. Man könnte einfach sagen: Wemby kann alles. Er ist im Pick-and-Roll sowohl der Screensteller als auch der Ballhandler, er ist ein ständiges Mismatch im Post, er kann passen, scoren oder beides zugleich – und das als höchster Spieler der Liga. Obwohl wir mittlerweile Offensiv-Monster wie Antetokounmpo oder Anthony Davis kennen, ist Wemby einzigartig. Er wechselt scheinbar mühelos zwischen seinen Fähigkeiten hin und her, je nachdem, was die Verteidigung zulässt.
Deshalb ist dieser aktuelle Chris Paul perfekt für ihn. Niemand ist mental besser dafür ausgerüstet, all die Facetten des französischen Ausnahmetalents gleichzeitig zu bedienen. Sergio Rabinal, Journalist bei Gigantes del Basket, betont oft die Fehleinschätzung, Wemby rein als Center zu sehen und ihn mit einem ballhungrigen Point Guard wie Trae Young zu paaren. Ich stimme zu, zumindest solange wir nicht das komplette Bild von Wembanyama kennen. Das Spannende ist schließlich, dass wir ihn vielleicht nie ganz durchschauen werden.
NBA-Preview 2024-25 San Antonio Spurs: Die Prognose
Elio Martínez, Direktor von nbamaniacs, teilt in dieser NBA-Preview seinen persönlichen und subjektiven Blick auf jedes Team der Saison 2024-25.
Ab jetzt wird’s kompliziert mit Prognosen. Der Westen ist wie üblich kaum zu durchschauen. Fast jede Platzierungs-Vorhersage gleicht einem Blindflug. Ich sehe mindestens zwölf Teams, die um die Playoffs oder das Play-In kämpfen können. Die Spurs zähle ich nicht dazu. Ich bin gespannt, wie weit Wembanyama dieses Team tragen kann, doch ich traue dem restlichen Kader nicht allzu viel zu. Es fehlen zu viele Puzzleteile, um im starken Westen realistisch um das Play-In mitzuspielen.
- Erwartete Bilanz: 26–32 Siege.
- Platzierung: 13. im Westen.
- Best Case: Kampf um das Play-In bis April.
- Wenn es schief läuft: 25 Siege.
Vorheriges Team: Portland Trail Blazers. Nächstes Team: Toronto Raptors.
(Titelbild: Steph Chambers/Getty Images)